Villa K: Das Kinderhaus am See

Villa K: Das Kinderhaus am See

Projektleiter Michi Kern im Interview

Von  Sabrina Luttenberger
Wie die Villa K sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen hilft, erfährst du hier.


Was ist die Villa K?

Eine riesige Villa direkt am Starnberger See – für den reichsten Landkreis Bayerns eigentlich erst mal nichts allzu Besonderes. Wenn darin statt reichen Inhaber*innen aber sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche toben und sich von ihrem Alltag erholen, dann ist das wiederum etwas Anderes. Wie es dazu kam, dass die einstige Villa Zitzmann zum Kinderhaus Villa K wurde und welche Vision dahintersteckt, erzählt Projektleiter Michi Kern im Interview.
  • Michi Kern über die Villa K
    Das komplette Gespräch zum Anhören


Wie die Idee entstand

Gebäude für einen komplett neuen Zweck umzugestalten, dafür ist der Münchner Gastronom und Kulturveranstalter Michi Kern bekannt. Er war es schließlich, der in der Münchner Innenstadt das Gebäude der Bayerischen Staatsbank für zwei Jahre lang ins Lovelace Pop-up-Hotel umwandelte. Daraus sollte schließlich auch die Idee für die Villa K entstehen: Während der Schulzeit war das Hotel für jede*n nutzbar, in den Schulferien wurde es in ein Kinderhotel umgewandelt. Sämtliche Kinder aus Münchner Kinderheimen und außerhalb wurden eingeladen, um dort da zu machen, was sie sonst nicht machen können: Mal in die Oper, ins Theater oder in den Zoo gehen und für ein paar Tage in einem Hotel mit anderen Kindern wohnen. Das Pop Up Hotel musste allerdings irgendwann schließen. Weil es allen Beteiligten aber so großen Spaß gemacht hatte, wuchs die Idee, sich nach einem neuen Hotel umzusehen. Durch die Pandemie wich man dann von einem Hotel zur eigenen Immobilie ab. Dass die Projektleitung die Villa am Starnberger See fand, war ein glücklicher Zufall.

Von der Villa Protz zur Villa K

Früher lebte auf dem denkmalgeschützten Anwesen Karl Zitzmann, erzählt Michi Kern. Der Unternehmer wollte sich das größte Haus am Starnberger See bauen, die im Volksmund bekannte Villa Protz. Irgendwann ging er aber pleite. Später wurde das Haus der IG Metall Vermögensverwaltung gegeben, die die Villa jahrzehntelang als Seminarhaus nutzte. Zwischendurch war auch die Überlegung, sie in ein Luxushotel umzuwandeln. Als die Gewerkschaft aber von der Idee der Villa K Wind bekam, erzählt Michi, habe sich das ganze Konzept ziemlich schnell gefügt.



Aufnahme von Menschen aus Ukraine

Das Konzept stand also fest, die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Dann gab es aber einen Twist: Einige Monate vor der Eröffnung begann der russische Angriffskrieg auf Ukraine. Weil die Villa K Platz hatte, nahm sie circa 50 ukrainische Kinder und Mütter auf, die nach wie vor dort wohnen und sich mit den Ferienkindern mischen. Ihre Ankunft sei besonders emotional gewesen, erzählt Michi. Es habe große Unsicherheit und Verwirrung gegeben, niemand wusste, was einen erwartet. Schließlich habe sich die Stimmung aber gelockert. "Schuld" daran waren vor allem die Kinder:
"Die Kinder haben dann angefangen rumzulaufen und […] kamen immer wieder zurück und haben den Eltern erzählt 'Das und das musst du angucken.' […] Und so nach 'ner Stunde hat sich das plötzlich so gelöst, diese ganze Anspannung und die Angst […] und das war wirklich sehr schön und emotional." – Michi Kern

Inzwischen sind sechs von den ukrainischen Frauen bei der Villa K angestellt und kümmern sich um die Zimmer der Ferienkinder oder kochen.

"Das ist eben auch sehr nett, wenn sozusagen ukrainisch in Anführungsstrichen gekocht wird für die Ferienkinder. Weil wir haben gedacht, na ja gut, wir werden halt jede Woche Spaghetti kochen. Aber bei uns gibt's überhaupt keine Spaghetti, sondern es gibt irgendwie Borschtsch und alle lieben das. […] Und das ist irgendwie lustig, wie man da so zusammengefunden hat, ohne sich halt zu verstehen. Aber die Kinder sind natürlich so ein toller Vermittler." – Michi Kern

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Für wen ist die Villa K?

Die Kinder, die in die Villa K kommen, sind oft aus einem Internat, Kinderheim oder Gruppen aus der Therapie, die von der Therapie Urlaub machen. Aber es sind immer Kinder, die normalerweise nicht in eine Villa am Starnberger See kommen würden. Für Abwechslung zum und Entspannung vom Alltag ist dort auf jeden Fall gesorgt: Es gibt eine Kletterwand, mehrere Werkstätten, in denen gebastelt wird, einen Theatersaal, ein Musikzimmer, einen großen Garten und natürlich den Starnberger See direkt vor der Tür und mit eigenem Steg. Je nach Jahreszeit bieten hauseigene Pädagog*innen dann Programmpunkte wie Kochkurse, Klettern oder Windsurfen an oder organisieren auch Tagesaufenthalte. Michi Kern meint, man sei aber für sämtliche Ideen offen.
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Die Kletterwand in der Villa K  | Pressefoto: Villa K

Feedback der Besucher*innen

Seit Mai 2022 hat die Villa K geöffnet. In den letzten Monaten waren Kindergruppen aus ganz Deutschland da, teilweise sogar von richtig weit entfernten Orten wie Berlin oder Flensburg. Das Highlight für viele: Der See.
"Die [waren] natürlich ganz begeistert von Bergen und die Kinder von der Ostsee, die sind zum Beispiel im Herbst bei, sagen wir mal, 15 Grad noch vollkommen entspannt in den See gesprungen." – Michi Kern

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Wertschätzung und Selbstvertrauen

Der Besuch in der Villa K macht was mit den Kindern, meint Michi Kern. Das sehen die Beteiligten nicht nur am Feedback, sondern auch direkt während des Aufenthalts: Einerseits fühlen sie sich schnell wohl, weil dadurch, dass bereits Menschen im Haus wohnen, ist die Atmosphäre entspannter und es wirkt nicht so leer wie ein Hotel. Andererseits entwickeln die Kinder schnell Selbstvertrauen.
"All diese Kurse, die wir da gemacht haben, da hat man schon gemerkt: Das strahlt halt auf die Kinder aus im Sinne von Wertschätzung, wir machen was mit euch, aber auch, dass sie sehr schnell ein Selbstvertrauen kriegen. […] Es macht aber auch einfach Spaß, in diesem Riesenhaus rumzusausen." – Michi Kern

Und was sagt die Gemeinde?

Auch bei der Gemeinde kommt das Projekt gut an. Sie und auch das Bauamt, erzählt Michi, hätten sie von Anfang an unterstützt. Und auch die direkten Nachbar*innen hätten sie mit offenen Armen empfangen.
"Vielleicht waren auch alle ein bisschen froh, dass sie kein Luxushotel kriegen […] oder irgendwelche zickigen Reichen […]. Natürlich haben wir auch gedacht: Oh Gott, wenn da jetzt so viele Kinder sind, die schreien dann alle und so und dann die Nachbarn. Aber die Nachbarn haben da sofort Entwarnung gegeben, haben gesagt, Kindergeschrei ist kein Problem." – Michi Kern


Die Vision der Villa K

Michi Kern weiß spätestens seit dem Lovelace, dass die Arbeit, die er macht, total sinnfällig ist. Da müsse man nicht groß überlegen, warum man den Job macht. Sein Engagement komme aber auch aus seiner eigenen Vergangenheit. Als Jugendlicher wohnte er selbst einige Jahre lang in einer heilpädagogischen Einrichtung. Er hat also keine Berührungsängste. Weil er gesehen hat, wie gut solche Projekte funktionieren, habe er die Vision, das auch die nächsten 20 Jahre dort zu machen:
"So ein bisschen haben wir auch die Vision, das noch mal zu wiederholen, weil wir haben ja jetzt die Struktur, also wenn wir jetzt noch eine weitere Immobilie hätten, also wenn jemand noch ein Haus am See rumstehen hat, dann […] [könnten wir] in der Struktur noch mehr anbieten, weil die Nachfrage natürlich unendlich ist, also wir könnten das doppelt vollmachen." – Michi Kern

Wie du die Villa K unterstützen kannst

Und um das zu bewerkstelligen, freut sich die Villa K über jede Hilfe: Mit unserer Versteigerung kannst du in dieser Woche die Villa K unterstützen – denn alle Einnahmen unserer Auktion werden gespendet. Du musst aber nicht mitbieten, sondern kannst auch selbst mit einer Spende helfen:


Du möchtest nicht mit steigern, aber die Villa K mit einer Spende unterstützen?

Super! Das geht ganz einfach hier per Überweisung oder PayPal. (Für jede Spende gibt es eine Spendenquittung von der Villa K.)

Kinderhaus am See e.V.
Spendenkonto:

VR-Bank Dachau eG
IBAN: DE46 7009 1500 0001 5025 06
BIC: GENODEF1DCA

Verwendungszweck: egoFM Auktion

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Geld für die Grundlage

Laut Michi Kern bekommt die Villa K im Moment noch mehr Zimmer dazu. Die sind bereits gespachtelt und geschliffen, müssen aber noch gestrichen werden. Zusätzlich werden Hochbett-Plattformen gebaut, auf denen die Kinder schlafen können. Es geht also viel Geld in die Hardware. Die Zimmer sind für die Villa K aber natürlich auch die Grundlage. Und das Geld dafür kommt auch direkt an:
"Am Ende aber: Die kleinen Beträge summieren sich. […] Man braucht sich keine Sorgen machen, dass da Geld verschwendet wird, aber natürlich kostet es trotzdem. Aber uns war das wichtig, noch mehr Kapazitäten zu haben, damit wir halt einfach noch mehr Kinder unterbringen können." – Michi Kern
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Michi Kern | Utopia

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