Was macht ein*e eSport-Trainer*in?

Was macht ein*e eSport-Trainer*in?

Markus Möckel im Interview

Wie eine Ausbildung zum*zur eSport-Trainer*in aussieht und ob man sich mit eSport eine Existenz aufbauen, erzählt Markus vom eSport-Bund Deutschland.


Die Lizenz zum Trainieren

Beim Fußball schauen Trainer*innen, dass die Spieler*innen die bestmögliche Strategie verfolgen. Beim Schwimmen, ob die Sportler*innen die Bewegungen sauber ausführen. Und auch im eSport, also dem Wettkampf in Computerspielen, gibt es Trainer*innen. Wer andere trainieren will braucht allerdings eine Lizenz. Seit letztem Jahr bietet die Akademie des eSport-Bunds Deutschland dafür extra eine Trainer*innen-Ausbildung an. Es ist das erste Programm in Deutschland. Wie die Ausbildung aussieht und was man als eSport Trainer*in so können muss, erklärt Markus Möckel, Sportwissenschaftler, Sportpsychologe und Leiter der ESBD-Akademie.
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    Markus Möckel im Interview mit Dominik
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Bild: Markus Möckel, Sportwissenschaftler und Sportpsychologe, Leiter der ESBD-Akademie beim eSport-Bund Deutschland e.V

Vom Hobby zum Hochschulteam

Wie jeder Jugendliche, sagt Markus, sei auch er in den eSport "so reingerutscht". Von Anfang an spielte er immer am liebsten League of Legends und verfolgte gleichzeitig aber auch die professionelle Szene. Während seines Studiums an der deutschen Sporthochschule Köln half er dann, die Hochschulteams mit aufzubauen und zu organisieren. Um selbst aktiv zu spielen, hat er mittlerweile nicht mehr so oft Zeit und verfolgt auch keine Leistungsziele im eSport. Wenn es die Zeit zulasse, sitze aber auch er gern manchmal noch vorm Rechner und spielt ein bisschen.

Ausbildung zum*zur eSport-Trainer*in

Seit 2019 bietet die Akademie des eSport-Bunds Deutschland einen Wochenendlehrgang an, bei dem die Grundlagen des eSport-Trainings gelehrt werden. Hierbei geht es vor allem um grundlegende Fähigkeiten von Trainer*innen im Trainingskontext, aber auch Jugendschutz und Suchtprävention spielen eine Rolle. Seit Mitte 2021 bietet der ESBD außerdem eine C-Lizenz für eSport-Trainer*innen an. Hierbei müssen 120 Ausbildungseinheiten à 45 Minuten absolviert werden, die in einem Lehrgang an sechs Wochenenden durchgeführt werden. Neben dem schon bekannten Grundlagenlehrgang kommen außerdem Aspekte wie Ausgleichssport, Medien- und Vermittlungskompetenz und das Training verschiedener Altersgruppen hinzu. Die einzige Voraussetzung, um eSport-Trainer*in zu werden, ist laut Markus ein Mindestalter von 16 Jahren. Er erklärt außerdem auch den Grund, warum es bei den Lehrgängen keine spielspezifische Ausbildung gibt:

"Es geht eigentlich darum, wie bin ich eigentlich ein guter Coach, wie schaffe ich es eigentlich eine Mannschaft wirklich voranzubringen, wie trete ich auch als Führungsperson irgendwo als Trainerin oder als Trainer auf und danach haben wir im Endeffekt dann unsere Trainerausbildung auch aufgebaut." – Markus Möckel




Der Traum vom eSport-Profi

Neben Trainer*innen müssen natürlich auch die eSportler*innen selbst hart trainieren, um sich und oder ihre Mannschaft voranzubringen. Profis hätten oft einen sehr durchgetakteten Alltag, weiß Markus. Nachmittags gebe es oft sogenannte Scrims. Das sind organisierte Trainingsspiele im eSport. Abends werde dann noch die Soloqueue gespielt, also die Ranglistenspiele, bei denen man sich erstmal hochspielen muss, um überhaupt oben anzukommen.

Bis in die Profiliga schaffen es aber nur die wenigsten.

0,5 Prozent, schätzt Markus, bauen sich am Ende eine Existenz mit eSport auf. Besonders gut geht das mit Spielen wie League of Legends oder Counter Strike. Einige Sportler*innen verdienen ähnlich wie Minijobber*innen ein bestimmtes Gehalt im Monat, können aber nicht voll davon leben. Eine duale Karriere sei deshalb immer die beste Idee, meint Markus.

"Der Traum, Profi-eSportler zu werden, ist auf der einen Seite berechtigt, auf der anderen Seite sollte man aber immer eine duale Karriere fokussieren, damit man eben nicht in Anführungsstrichen ohne Ausbildung, ohne Studium dann da hängt, weil man sich vorher auf die eSport-Karriere konzentriert hat." – Markus Möckel

Die Vorurteile gegenüber eSport

Neben einer dualen Karriere sei für den eSport vor allem auch ein Ausgleich wichtig. Ein Vorurteil und vermutlich auch ein Grund, warum eSport immer noch nicht mit anderen Sportarten auf einer Stufe steht, ist die mangelnde Bewegung. Diese Behauptungen stören Markus Möckel schon länger. Da liefert er prompt einige Gegenargumente.

"Naja wenn ich im Liegen Schießsport betreibe und versuche, ein Ziel zu treffen, dann ist die motorische Sache auch auf kleine Bewegungen limitiert […]. Genauso im eSport […]. Wir haben teilweise Tastenanschläge von 300-400 die Minute. […] Dann hören wir gerne Argumente, dass gewisse Werte im eSport nicht gegeben sind. Man muss sich fragen, inwieweit Kampfsport heutzutage noch in eine wertebasierte Gesellschaft reinpasst […]." – Markus Möckel

 


"Wir machen eSport gemeinnützig"

Das heißt es im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung. Der eSport-Bund Deutschland will den eSport in Deutschland vorantreiben und fordert diese Gemeinnützigkeit schon lange. Sie würde vor allem finanzielle Aspekte wie Steuern erleichtern und auch bürokratisch entlasten. Denn wenn eSport gemeinnützig wäre, so Markus, dann könne man eSport leichter im Verein integrieren, ohne eine Satzungsänderung vornehmen zu müssen. Für die Zukunft wünscht er sich, dass eSport ähnlich wie Fußball, Handball oder Leichtathletik breit in die Vereinsstruktur integriert wird. Außerdem hofft er auf mehr Forschung im eSport, um eine konkrete Trainingslehre aufzubauen und den Leistungsstandort Deutschland voranzubringen, ob durch Wissen oder Schulungen von Spieler*innen.




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