Wer war Sylvia Robinson?

Wer war Sylvia Robinson?

Der Aufstieg der Mother of Hip Hop

Sylvia Robinson spielte an vielen Stellen in der Musikgeschichte eine wichtige Rolle - als Künstlerin, Produzentin und Plattenlabelgründerin. Ihren größten Einfluss hatte sie jedoch als Visionärin und verdient damit zu recht den Titel der "Mother of Hip Hop".

Der Traum der erfolgreichen Musikkarriere

Bevor sie als erfolgreiche Sängerin durchstarten sollte und Inhaberin eines Plattenlabels wurde, wuchs die Mother of Hip Hop als Sylvia Vanderpool in Harlem auf und war bereits im Teeniealter als Musikerin tätig. Zwischen 1951 und 1953 hatte sie sogar einige kleinere Hits auf den Labels Savoy und Jubilee. So richtig ins Rollen kam der Stein mit der Musikkarriere aber irgendwie nicht. Deshalb hing Sylvia den Traum vom Musikerinnen-Dasein an den Nagel, begann als Schreibkraft zu arbeiten und liebäugelte mit einer Ausbildung als Krankenpflegerin. Mehr oder weniger zufällig lernte sie in dieser Zeit auch den ziemlich talentierten Gitarristen McHouston "Mickey" Baker kennen, der gerade auf der Suche nach einer Sängerin war, mit der er zusammenarbeiten könnte. Diese Gelegenheit, vielleicht doch noch mal einen Fuß in die Musikindustrie zu bekommen, nutzte Sylvia natürlich nur allzu gerne...

Ihren ersten Erfolg landeten Mickey & Sylvia dann 1957 mit dem Song "Love Is Strange", der den beiden auch international Aufmerksamkeit einbrachte. Allerdings konnten die nachfolgenden Songs nie mehr an den Erfolg ihrer Debütsingle anknüpfen. Weil der Erfolg stagnierte und weil sowohl Mickey als auch Sylvia beide unterschiedliche Vorstellungen hatten, wohin die musikalische Reise weiter gehen sollte, beendeten die beiden ihr Projekt in den 1960er-Jahren.

Ein besonderes Gespür für Trends?

Auch wenn Sylvia talentiert genug gewesen wäre, ihren Traum als erfolgreiche Songwriterin und Produzentin zu verwirklichen - ihre Ambitionen wurden von der Musikbranche nicht gerade gefördert und es gab - gerade zu dieser Zeit - keine Frauen, die offen als erfolgreiche Produzentin arbeiteten. Joe Robinson, den sie 1964 geheiratet hatte, unterstütze und ermutigte sie jedoch weiterhin, ihr Ziel nicht aufzugeben. Gemeinsam zogen die beiden in den späten 1960er-Jahren nach Englewood, New Jersey und gründeten ihr Plattenlabel All Platinum. Im eigenen Aufnahmestudio profitierten sie vom wachsenden Soul-Markt und produzierten einige erfolgreiche Songs, zum Beispiel "Love on a Two-Way Street" - kleiner Fact am Rande: Das Intro des Songs wurde später dann von Alicia Keys in "Empire State of Mind" gesamplet - oder "Shame, Shame, Shame" von Shirley & Company. Auch Sylvia selbst war zum Beispiel mit dem Song "Pillow Talk" noch einmal als Sängerin erfolgreich - in der Rolle der Produzentin fühlte sie sich mittlerweile aber weitaus wohler. Weil alles so gut lief, investierten die beiden dann in das Label Chess Records, übernahmen sich dabei jedoch finanziell und mussten letztlich auch für ihr Label All Platinum bankrott anmelden.

Eine Frau macht einen Pizzabäcker, einen angehenden Friseur und einen Schüler zu Legenden

1979 beschloss Sylvia mit Joe erneut ein Label zu gründen: Sugar Hill Records (benannt nach einem Viertel von Harlem). Zu Beginn stand überhaupt noch nicht fest, in welche musikalische Richtung es dabei gesehen sollte. Die Idee kam der mittlerweile 43-jährigen Sylvia, als sie das erste Mal jemanden auf einer Party rappen hörte. Diesen Sound wollte sie auf eine Platte bringen, allerdings war damals die gängige Meinung, dass man Hip Hop an sich nicht wirklich auf ein Album packen und damit erfolgreich sein könnte. Sylvia wollte das natürlich trotzdem versuchen. Ihr Sohn Joey sollte für sie jemanden finden, der auf Band rappen konnte. Joey kam kurz darauf mit seinem Freund Big Bank Hank (der in einer Pizzeria arbeitete), Master Gee (der eigentlich noch zur Schule ging) und Wonder Mike (der eine Ausbildung zum Friseur anstrebte) um die Ecke. Keiner von ihnen war ein besonders erfahrener Rapper. Unter dem Namen Sugarhill Gang und nach Sylvias genauen Vorstellungen, veröffentlichten sie die 15-minütige Single "Rapper's Delight". Der Song schrieb Musikgeschichte. Er war die erste Rap-Single, die auch Radio und Charts eroberte. Viele sehen heute "Rapper's Delight" als den Song, der Hip Hop von der Subkultur direkt in den Mainstream katapultierte und so auch eine neue, extrem lukrative Tür in der Musikbranche aufschlug. Sylvias kreative Vision wurde zu einem millionenschweren Geschäft. 



Die Geburt einer ganzen Industrie

Nach diesem überwältigenden Erfolg mit der Sugarhill Gang, legte auch Sugar Hill Records einen Blitzstart mit unzähligen Erfolgen hin. Sylvia blieb dabei weiterhin mit ihrem Gespür für Trends und Hits der geldbringende Motor des Labels. Sie war es letztlich auch, die den vermeintlichen Fehler bei der Produktion und der Vermarkung von Hip Hop beseitigte: Die Hip Hop-Szene war nicht wirklich zufrieden, wie sich das Genre da in den Charts und im Radio präsentierte - das war nicht wirklich Hip Hop, hier ging es nur um den Rapper. 1981 war Sylvia deswegen die erste, die auch der Rolle des DJs beim Hip Hop die gebührende Aufmerksamkeit schenkte. Der live DJ-Mix "The Adventures of Grandmaster Flash on the Wheels of Steel" gilt mit seinen Breaks, Loops und Samples heute noch als wegweisend für den Hip Hop.  

Bis heute gilt Sylvia Robinson als die treibende Kraft des Hip Hop. Sie ist ohne Zweifel eine der einflussreichsten Produzentinnen und Label-Inhaberinnen der Musikgeschichte. Die von ihr entdeckte und produzierte Musik war wegweisend für alles, was danach kam. Sie und Sugar Hill Records haben es den Hip-Hop-Größen von heute ermöglicht, ihre Träume zu verwirklichen. Gleichzeitig hat Sylvia als Vorbild den Weg für aufstrebende Musikproduzentinnen geebnet und dabei ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen. Bis zu ihrem Tod 2011 produzierte sie noch Musik.





Seit Längerem wird nun schon über ein mögliches Biopic über Sylvia Robinson gemunkelt. Ob und wenn ja, wann das erscheint, steht aber aktuell noch in den Sternen. Es gibt auf jeden Fall noch so viel mehr über Sylvia zu erzählen, dass wir dir nur wärmstens empfehlen können, hier noch ein bisschen weiter zu hören, zu lesen und zu schauen. Ein bisschen Unterhaltung zum Schluss: Hier kannst du dir noch die Drunk History-Folge zu Sylvia Robinson anschauen:

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