Biig Piig: Bubblegum

Biig Piig: Bubblegum

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Das irische Supertalent zeigt mal wieder, warum sie als Next Big Thing gehandelt wird.

Manche Künstler*innen sind gefühlt schon Ewigkeiten da – bevor sie überhaupt so richtig angefangen haben.

Biig Piig zum Beispiel. Der große Druchbruchhit "Feels Right" ist schon drei Jahre alt. Ein Jahr später hat sie mit "American Beauty" sogar unseren Lieblingssong des Jahres abgeliefert. Eigentlich schon eine ziemlich beeindruckende Vita – fehlt nur noch eine nicht ganz unwesentliche Kleinigkeit: Das Debütalbum lässt immer noch auf sich warten. Mit Bubblegum lässt Biig Piig jetzt zumindest mal etwas Größeres als eine EP von sich hören.

Und ihr erstes Mixtape ist so ziemlich das Gegenteil von zäh wie Kaugummi – im Guten wie auch ein ganz kleines bisschen im Schlechten.


 

Gewohnte Umgewöhnung.

Wenn man sich bei Biig Piig schon an irgendwas gewöhnen konnte, dann dass man sich auf jeden Fall an gar nichts gewöhnen sollte. Denn die junge Irin hat scheinbar absolut nicht vor, sich auf ein Genre zu beschränken. "Don't Turn Around" klang damals nach GTA Soundtrack, "Switch" war fast schon brachialer Drum and Bass Sound – die folgende The Sky is Bleeding EP setzte dann aber plötzlich auf grungige Gitarrenriffs und verführerisch düstere Texte.

Auf diverse Genresprünge darf man sich auch bei Bubblegum gefasst machen – eine leicht verträumt düstere Stimmung zieht sich aber wie ein roter Faden durch das Mixtape.


"Only One" eröffnet mit wummerndem Bass und Drumcomputer, während Biig Piig über die Anfangstage einer Beziehung grübelt. "Kerosene" nimmt dann die erste scharfe Linkskurve und wird mit zerstückelten Vocalsamples zum Tanzflächenbrett. "This Is What They Meant" kuschelt sich dann in bezaubernden Discosound während "Picking Up" dann wieder die Drum and Bass Geschütze auffährt. Normalerweise können Alben, bei denen so wild durch Genres gesprungen wird, gerne mal zerfasert und inkonsequent klingen, aber Biig Piigs Stimme hält jeden wilden Sprung zusammen. Und "In The Dark" bekommt sogar das Kunststück hin, den tanzbaren Sound von Bubblegum mit den düsteren Momenten von The Sky Is Bleeding zu verknüpfen.

Man kann förmlich raushören, wie sehr Biig Piig es liebt, sich ins Unbekannte zu stürzen. Bubblegum ist teils in London, aber eben auch teils in Los Angeles und New York entstanden. Die Erfahrungen in den neuen Städten mit neuen Menschen und Erfahrungen waren die größte Inspirationsquelle für Bubblegum.

Neugier und Trauma halten sich dabei ziemlich harmonisch die Waage. Genau wie Kaugummi eben zuckrig süß schmecken kann und ganz nebenher heimlich die Zähne vergammeln lässt.

 

Das größte Problem von Bubblegum zeigt sich eigentlich schon in der Tracklist – die hört nämlich eben nach gerade mal sieben Tracks wieder auf.

Noch dazu lassen sich die Songs nicht gerade viel Zeit: Kein einziger ist länger als drei Minuten. Nein, Bubblegum ist eben nicht das große, langerwartete Debütalbum, aber eben auch mehr als eine EP: Das Mixtape zeigt, dass Biig Piig so gut wie allen Genres ihren Stempel aufdrücken kann und ihre Abenteuerlust noch Lange nicht am Ende ist.

Insofern hat Vorfreude auf ein richtiges Debütalbum ja auch seine Vorzüge – und die heizt Bubblegum außerordentlich gut an.  

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Tracklist: Biig Piig - Bubblegum

  1. Only One
  2. Liquorice
  3. Kerosene
  4. This Is What They Meant
  5. Ghosting
  6. Picking Up (feat. Deb Never)
  7. In the Dark

Bubblegum von Biig Piig wurde am 20. Januar 2023 via Sony Music veröffentlicht.

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