Das neue Album von Danger Dan

Die gute alte Grauzone

Dass Danger Dan ein ziemlich begnadeter Pianist ist, war Fans der Antilopen Gang sowieso schon länger bekannt. Wer das Deutschraptrio bislang aber eher flüchtig kannte, dürfte schon stutzig geworden sein, als Danger Dan vor einem guten Jahr mit Nudeln und Klopapier den Anfang der immer noch andauernden Pandemie vertonte. Spätestens nachdem der Song viral ging war eigentlich klar, dass man noch mehr Klaviertöne von der Antilope zu hören bekommen würde.

Und schon der Titeltrack hat den deutschen Diskurs mal wieder massiv ins Wanken gebracht.

Danger Dan feuert erst hypothetisch, dann ziemlich direkt gegen Verschwörungsmysthiker*innen und Rechtsextreme – eben genau die Fraktion Menschen, die selbst so oft "Das wird man doch mal sagen dürfen" ruft, bevor die nächste Diffamierungsklage eingereicht wird. Wie der Titel schon andeutet, wird die Kunstfreiheit bis zur Grenze ausgereizt und der prozesserprobte Rapper hat absolut keine Angst, sich die Finger zu verbrennen. Rein reißerische Provokation also, mit dem Gedanken im Hinterkopf dass sowieso nichts passieren kann? Mitnichten – Danger Dan beobachtet ziemlich präzise die Gesellschaft und nutzt die gefundenen wunden Punkte eiskalt aus.

Die letzten Jahre haben ja leider auch genug Diskussionsstoff geliefert, an gefühlt 12 verschiedenen Punkten im Jahr dachte man sich "Jetzt kann mich aber wirklich nichts mehr schocken". Wie wahnwitzig die Gegenwart geworden ist, zeigt "Das schreckliche Buch". Die Story einer Querdenker*innen Demo wird von einem Verleger als zu abgedreht und realitätsfern abgekanzelt. Am Ende geht der Text in die Sachbuchabteilung.

Deutlich absurder wird da tatsächlich noch "Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok", wo Danger Dan mit Schauspielerin Penelope Cruz deutsche Klischeeurlauber*innen in die Schranken weist. In einer Zeit, in der pünktlich zum Sommerurlaub gegen Empfehlungen von Expert*innen fleißig mit Lockerungen kokettiert wird, trifft der Song natürlich besonders schmerzhaft.

Wiedergefundene Leidenschaft

Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt ist aber kein rein politisches Album – für Danger Dan ist die Platte auch Selbstverwirklichung. Deshalb dürfen auch persönliche Themen nicht fehlen.

So beschreibt der Opener "Lauf Weg" gleich schon wie Lou Reed den Rapper vor dem grauen Büroalltag rettete. "Trotzdem" ist eine wunderbar aufbauende Ode an den Selbstwert - in einer Welt, in der scheinbar jede*r alles besser kann als man selbst. Und bei "Die gute Nachricht" und "Tesafilm" wird die Stimmung fast schon anrührend sanft

Bei "Ingloria Victoria" wird dann noch mit der alten Schule abgerechnet, die sich zwar heute mit seinem Namen schmückt, damals aber nur Drohungen zu bieten hatte. Anstatt aber nur direkt das Einzelschicksal abzurechnen, findet Danger Dan auch hier wieder valide Kritikpunkte im Schulsystem – und macht gleichzeitig den Menschen, denen immer wieder eingeredet wird sie würden nicht ins System passen, Hoffnung.

Imagepflege fürs Klavier

Danger Dan würde sich selbst übrigens nicht als großen Pianisten bezeichnen, laut eigener Aussage kann er nicht einmal Noten lesen. Trotzdem funktioniert dieses Album aber genau wegen der Klavierbegleitung so gut. Denn dank der subtilen Begleitung bekommen die Texte die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Man fühlt sich beim Hören so, als hätte man einen Kabarettisten vor sich, der die Gesellschaft präzise und gnadenlos auseinandernimmt.

Danger Dan zeigt, dass das altehrwürdige Tasteninstrument eigentlich auch ganz schön rebellisch sein kann.

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Tracklist: Danger Dan - Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt

1. Lauf Davon
2. Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
3. Trotzdem
4. Ich verprügelte die Sextouristen in Bangkok
5. Das schreckliche Buch
6. Ingloria Victoria
7. Topf und Deckel
8. Ode an den Mord
9. Eine gute Nachricht
10. Tesafilm
11. Beginne jeden Tag mit einem Lächeln

Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt von Danger Dan wurde am 30. April 2021 via Antilopen Geldwäsche veröffentlicht.