Jordan Rakei: The Loop

Jordan Rakei: The Loop

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Wenn plötzlich ein ganzes Orchester ins Schlafzimmer passt.

Vom eigenen Schlafzimmer aus erfolgreich werden

Klingt nach absolutem Traumversprechen aus zwielichtigen YouTube-Werbungen. Jordan Rakei ist da aber ziemlich nah herangekommen. Geboren in Neuseeland, aufgewachsen in Australien und dann plötzlich mitten in der Musikszene Londons, schafft es Jordan Rakei mit zurückgenommenen, introvertiertem Soul Fuß zu fassen. Vor allem seine Stimme gibt nicht nur seinen vier Soloalben eine unvergleichliche Stimmung, sie macht ihn auch zum gern bestellten Featuregast – eigentlich Grund genug, nie wieder einen Fuß aus dem heimischen Schlafzimmer zu setzen.

Jordan hat sich aber trotzdem an die frische Luft gewagt – und das Ergebnis ist atemberaubend. 

The Loop deutet mit so einem Titel zwar eine Rückkehr zum Anfang an, aber auf dem Album klingt Jordan größer als je zuvor.
  • Jordan Rakei: The Loop
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Soundgalaxie

Klar, dieser Gedanke schießt schon durch den Kopf, wenn man das Cover sieht. Aber Jordans Sound löst dieses Versprechen auch schnell ein: Für The Loop hat sich Jordan ein ganzes Orchester ins Studio eingeladen, was den früheren Bedroom Pop-Rahmen endgültig sprengt.

Unter anderem auch, weil Jordan jeden Song anders aufzieht.

Da gibt es zum Beispiel "Royal" was soulig vor sich hin stapft, "Hopes and Dreams" dass fast nur mit Streichern auskommt und eine geisterhafte Schönheit erreicht, oder auch "State of Mind" was sich fast schon an Free Jazz heranwagt. Erinnerungen an Stevie Wonder kommen hoch, genau wie an D'angelo. Wenn man sich ganz doll streckt, kann man sogar Radioheads "Reckoner" aus der "Flowers"-Gitarre heraushören.

Jordans Stimme steht natürlich immer noch wie ein Leuchtturm im Zentrum und hält alles zusammen, aber um ihn herum passiert jeden Song wieder etwas neues.


Simba und Rafiki

Dieser ewige Kreis, den Jordan andeutet, hat also nicht wirklich etwas mit seinem Sound zu tun: Das zentrale Thema auf The Loop ist der Kreislauf des Lebens. Es ist Jordans erstes Album, seitdem der Wahllondoner Vater geworden ist und die Emotionen die damit zusammenspielen finden auf der Platte ihren Platz. Vor allem an seine eigene Kindheit denkt Jordan oft zurück und wie seine Eltern ihn dabei beeinflusst haben – und eben auch wie Jordan jetzt seinen eigenen Sohn prägt.

Es gibt zwar auch Texte über andere Themen, "Friend or Foe" setzt sich zum Beispiel mit dem Ende von Freundschaften auseinander, aber die Gedanken fliegen immer wieder zur Geburt und zum Elternsein zurück. Obwohl der Sound größer klingt als jemals zuvor, bleiben Jordans Textzeilen ehrlich und nah an der Seele.

Vor drei Jahren haben wir sein Album What We Call Life zum bisherigen Höhepunkt seiner Karriere gekürt - The Loop zeigt jetzt aber, dass es bei Jordan Rakei wohl erstmal weiter steil nach oben geht.



Tracklist: Jordan Rakei - The Loop

  1. Flowers
  2. Freedom
  3. Friend or Foe
  4. Forgive
  5. Royal
  6. Trust
  7. State of Mind
  8. Hopes and Dreams
  9. Learning
  10. Cages
  11. Everything Everything
  12. Miracle
  13. A Little Life
The Loop von Jordan Rakei wurde am 10. Mai 2024 via Decca Records veröffentlicht.

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