Mac Miller: Circles

Mac Miller: Circles

Der Lieblingstonträger der Woche

We’re not crying, you’re crying: Mac Millers wirklich letztes Album ist brillant.

„Well, this is what it looks like right before you fall“

Fuck.

Für jeden, der Mac Miller – oder besser: seiner Musik – nahestand muss sich diese Eröffnungszeile auf Circles wie ein Tritt ins Herz anfühlen. Dabei ist die Grundmessage auf dem posthum veröffentlichten Album eine durchweg positive, nämlich: Ist schon okay. Wir sind okay.

Mac Miller starb am 7. September 2018 an einer versehentlichen Überdosis. Seit Jahren kämpfte er öffentlich mit seiner Abhängigkeit. Nur wenige Wochen vor seinem Tod erschien Swimming, sein traurigstes und persönlichstes Album.

Ein Gegenpart zu Swimming. Ein Yin zum Yang. Eine Ebbe zur Flut.

Noch vor seinem Tod hatte er bereits mit den Aufnahmen für Circles angefangen. Unter der Feder von Produzent Jon Brion und mit dem Segen Millers Familie wurde es fertiggestellt.

In den Videos auf YouTube (jeder Song hat einen eigenen Clip bekommen) sieht man ihn im Studio:


Mit HipHop hat das alles nicht mehr viel zu tun. Die Beats plätschern eher, als dass sie wummern, es wird viel mit Akustikgitarre und kleinen Synthie-Details gespielt. Mac rappt auch nicht, er singsangt.

Eigentlich ist es ein Album voller Balladen.

Bei Songs wie „Good News“, „Hand Me Downs“ und „Surf“ zucken schon ein bisschen die Tränensäcke. Produzent Jon Brion ging es schon während den Aufnahmen nicht anders, wie er in diesem schönen Interview ausplaudert, in dem er auch Mac eindrucksvolle Musikalität und seine Bescheidenheit betont:


Manchmal klingt es echt so, als würde er zu uns aus dem Grab sprechen. Dabei war Mac sicherlich kein Prophet, schon gar keiner der seinen eigenen Tod herbeigeredet hat, denn bis zuletzt wollte er gegen seine Dämonen ankämpfen. Nein, die Texte handeln eher von einer inneren Ruhe.

Ein Mann hat seinen Seelenfrieden gefunden.


Hach.

Mac ist eine Hand, die uns sachte auf die Schulter tätschelt und sagt: „Kopf hoch.“ „Kann ja mal passieren.“ „Halb so wild.“ Oder ein müdes: „Hach.“

Und darin liegt dann auch wieder das Tragische: All das Ge-Hach-e verströmt Optimismus. In all seiner Bittersüße kommt das am schönsten auf „Everybody“ rüber. Der Song ist zwar ein Cover des Soulklassikers „Everybody’s Gotta Live“ von Love (1974), sticht aber als Einzeltitel nochmal aus dem Album heraus.


Natürlich ist Optimismus hier etwas unangebracht. Ein weiteres Mac Miller Album wird es nicht geben. Circles ist aber tatsächlich mal ein gutes posthumes Album. Weil die Beteiligten Mac Millers Werk so liebevoll und behutsam behandelt haben, wie er selbst als Mensch gewesen ist. Bleibt nur zu hoffen, dass sein artistisches Erbe nicht irgendwann aus geldgeilen Motiven verschandelt wird.

Versteht uns nicht falsch, es wär uns auch lieber, der kleine Mann wär weiter bei uns und würde weiter selbst Musik machen. So ist Circles aber ein würdiger und wundervoller Strich unter eine eindrucksvolle Diskographie. Oder um es mit Mac zu sagen: Alles ist schon okay, so wie es ist.



Tracklist: Mac Miller – Circles

01 Circles
02 Complicated
03 Blue World
04 Good News
05 I Can See
06 Everybody
07 Woods
08 Hand Me Downs
09 That’s On Me
10 Hands
11 Surf
12 Once A Day

Circles von Mac Miller ist am 17. Januar bei Warner Music erschienen.

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