Paramore: This Is Why

Paramore: This Is Why

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Tschüss Pop Punk, Hi Indierock.

Der Ruf war schnell ein bisschen kompliziert.

Als der große Durchbruchhit kam, war Pop Punk für viele schon auserzählt. Dann gab es auch noch einen Gastauftritt im Twilight-Soundtrack und ständige Scherereien innerhalb der Band. Nein, Paramore waren lange Zeit nicht unbedingt die Band, die man mal kurz erwähnte, um seinen Musikgeschmack cooler erscheinen zu lassen.

Aber die Zeiten haben sich wie bei so vielen Dingen geändert: Mittlerweile sonnt sich die Emo und Pop Punk Szene in wohliger Nostalgie, Megastars wie Billie Eilish und Olivia Rodrigo machen kein Geheimnis daraus, was für eine wichtige Inspiration Hayley Williams war – und Paramore sind in leicht abgeänderter Besetzung immer noch da.

Mit This Is Why folgt jetzt eine herrlich angenervte Rückkehr auf die Bühne der Musikwelt.

 

 

Post-Pop-Punk

Im Vergleich zu anderen Größen aus der Pop Punk Zeit, die sich stilistisch gefühlt kein Stück bewegt haben und jetzt ihren Fans zweihundert Dollar für Konzertkarten abknüpfen, waren Paramore erzwungenermaßen immer in Bewegung. Schon beim letzten Album After Laughter gab es kaum noch Skatersound, sondern eher depressiv geladenen Disco Pop. In This Is Why  gibt’s jetzt die Rückkehr zur Gitarrenmusik – ein 2000er Revivel muss trotzdem niemand befürchten:

Paramore haben es ziemlich gut verstanden, dass man Energie nicht nur mit dreifach gedoppelten Gitarren und durchgeprügelten Drums erzeugen kann.


Der Titeltrack zeigt da schon ganz gut, wie das funktionieren kann: "This is Why" beginnt mit sanften Drums, Ohrwurmbassriff, einem Hauch von Gitarre und Haley Williams, die mehr geisterhaft flüstert als singt. Erst im Refrain entlädt sich dann der ganze Frust über ein abgehacktes Gitarrenriff. Man merkt ziemlich schnell, dass sich Haley Williams, Taylor York und Zac Farro nicht mehr so wirklich beim Funpunk bedient haben – jetzt wird sich beim Indie Rock Inspiration geholt. "C’est Comme Ça" erinnert zum Beispiel an Franz Ferdinand, bei "You First" kommen Gedanken an Bloc Party hoch und "Figure 8" zeigt in seinen ruhigen Momenten mit seinem verträumten Glockenspiel und Gitarrenarpeggi mal wieder, wie sehr Haley Williams In Rainbows liebt. Trotzdem kommen in Songs wie "The News" auch die etwas härteren Gitarren nicht zu kurz: Wem die Yeah Yeah Yeahs ein bisschen zu sehr ins Synthiegewitter abgedriftet sind, könnte bei Paramore ganz gut hängen bleiben.

 

Gegen die Traurigkeit

Auch wenn sich der Sound ziemlich durchgängig verändert hat, bleibt die Themenauswahl im Vergleich zu After Laughter ziemlich gleich – nur der Umgang hat sich geändert. Damals wollte Haley Williams ihre Depressionen noch mit Discopop wegtanzen, jetzt gibt’s die geballte Antihaltung.

Williams vermischt dabei die eigenen Kämpfe mit dem kollektiven Weltschmerz, der sich die letzten Jahre über den Planeten ergossen hat. "The News" macht sich auf die Suche nach der perfekten Balance zwischen informiert bleiben und Doomscrolling, "C’est Comme Ça" kotzt sich über den Status Quo aus und worum es in "Big Man, Little Dignity" geht, verrät schon der Titel. Klar klingt das weniger melodramatisch wie zu alten Zeiten, die neue Haltung steht der Band aber ebenfalls ausgesprochen gut.

This is Why zeigt, dass Paramore deutlich mehr sind als ein Guilty Pleasure aus vergangenen Tagen.

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Tracklist: Paramore - This Is Why

  1. This Is Why
  2. The News
  3. Running Out Of Time
  4. C’est Comme Ça
  5. Big Man, Little Dignity
  6. You First
  7. Figure 8
  8. Liar
  9. Crave
  10. Thick Skull

This Is Why von Paramore  wurde am 10. Februar 2023 via Atlantic Records veröffentlicht.

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