Sam Fender - Hypersonic Missiles

Sam Fender - Hypersonic Missiles

Der Lieblingstonträger der Woche

Persönliche Geschichten und Indie Rock, der Stadien füllen könnte – Sam Fenders Debüt kriegt beides unter einen Hut.


Hä, wie jetzt Debüt? Das ist doch Sam - also, DER Sam? Kennen wir doch schon eine ganze Weile!


Ja gut, Sam Fender ist jetzt nicht mehr der ganz geheime Geheimtipp. Wenn man zu seinen Konzerten will, muss man sich mittlerweile ganz schön beeilen, um noch Tickets zu bekommen. Außerdem hat er schon den ein oder anderen Kritikerpreis abgestaubt. Da könnte man fast vergessen, dass GENAU DIESER Sam ja eigentlich noch ziemlich grün hinter den Ohren ist.

Für den ganzen Hype hat er nur eine Handvoll Songs gebraucht. Das richtige, hochoffizielle Debüt war er uns bislang noch schuldig. Das holt Sam Fender jetzt aber endlich nach: Hypersonic Missiles soll die letzten Zweifler zum Schweigen bringen und Fans den selbstbewussten "Ich habs doch gleich gesagt"-Blick ins Gesicht zaubern.

Mit Gitarre gegen das Chaos

Hypersonic Missiles startet mit Höchstgeschwindigkeit: Der Titeltrack erzählt die Geschichte eines Jungen, der rasend schnell zwischen Panik um den bevorstehenden Weltuntergang und Liebeskrankheit hin und her wechselt. Klingt übermäßig dramatisch, aber für einen Kleinstadtjungen, der seit Jahren eine politische Eskalation nach der anderen mitbekommt, ist das wahrscheinlich sogar recht nah dran an der Realität. Unter diese Story packt Sam Fender wuchtige Gitarren, die an Rock der Achtziger Jahre erinnert.

Dazu noch ein rasantes Saxofon-Solo – fertig ist die Hommage an Bruce Springsteen.


Und eben dieses Solo bleibt dann auch nicht die einzige Verneigung vor dem Boss: Auch "The Borders" und "You're Not The Only One" zollen Tribut an das ganz große Vorbild. Aber Hypersonic Missiles hat noch mehr Klangfarben zu bieten – "Call Me Lover" spielt mit bluesigen Einflüssen, während "White Privilege" und "Two People" zeigen, dass Sam Fender auch nur auf Stimme und Gitarre reduziert sehr unwiderstehlich klingt.

Der Brite aus North Shields zeigt also schon bei seinem Debüt, dass er noch viele musikalische Abzweigungen erkunden könnte – und möglicherweise auch bald schon wird.


Am eindrucksvollsten zeigt sich Sam Fender aber nach wie vor in seinen Texten.


Darin schreckt er vor kaum einem Thema zurück: "Dead Boys" handelt von einem Freund, der sich das Leben genommen hat. "The Borders" erzählt eine tragische Familiengeschichte, hinter "That Sound“ versteckt sich eine Abrechnung mit der Kleinstadtmentalität seiner Heimat... Und worum es bei "White Privilege" geht, verrät schon der Titel.

Wenn Sam Fender solche Themen anspricht, führt er sich nie wie der erklärende Oberlehrer auf, sondern macht sich einfach Gedanken und erzählt persönliche Geschichten. Zusammen mit seiner aufpeitschenden Stimme und seinem variablen Indiesound klingt Hypersonic Missiles fast so explosiv wie sein Titel.


Ein Werk für die Vinylkiste

Ganz so mutig wie bei seinen Songtexten zeigt sich Sam´Fender allerdings nicht überall: Wer seine Karriere bislang verfolgt hat, dem dürften einige Songs schon bekannt vorkommen. "Dead Boys" war das Herzstück seiner ersten EP und "Play God" hat es schon in diverse Soundtracks geschafft. Viele der Tracks auf dem Debüt, sind also nicht mehr neu, aber auch das ist irgendwie in Ordnung: Schließlich will Sam ein Album abliefern, das die Jahre überdauert.

Hypersonic Missiles soll ein Album sein, dass man sich in den Plattenschrank stellt - damit es die eigenen Kinder irgendwann in vielen Jahren finden und darüber staunen, was für großartige Musik die Eltern doch gehört haben. Wir prognostizieren, dass dieser Plan im Fall Sam Fender höchstwahrscheinlich aufgehen wird.


Tracklist: Sam Fender - Hypersonic Missiles


01 Hypersonic Missiles
02 The Borders
03 White Privilege
04 Dead Boys
05 You're Not The Only One
06 Play God
07 That Sound
08 Saturday
09 Will We Talk?
10 Two People
11 Call Me Lover
12 Leave Fast
13 Use - Live


Hypersonic Missiles ist am 13. September auf Polydor erschienen.

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