Die berühmtesten Surfspots der Welt

Die berühmtesten Surfspots der Welt

Von Portugal bis Tahiti

Von  Sophia Rauchhaus
Diese Spots sind vielleicht eher was für Profis, allerdings macht surfen nicht nur Spaß, wenn man's selbst macht - es ist auch wahnsinnig faszinierend anzuschauen. Wir verraten dir, welche Spots besonders schöne Wellen haben.

Jaws

1970 surft John Roberson das erste Mal auf dem Monster von Maui, er ist einer der ersten Surfer auf Jaws. Im Sommer ist es hier, an der Nordküste der hawaiianischen Insel Maui, fast windstill. Ab Dezember aber rollen dann die weltberühmten Riesenwellen heran. Im Winter kommt es nämlich im Nordpazifik zu starken Stürmen, die Wellen rauschen hunderte Kilometer lang ungebremst über den Ozean und treffen dann mit voller Wucht auf die Pazifikinsel.

Die perfekte Welle müssen Surfer schon weit vor der Küste erwischen. Bei den 20 Meter hohen Riesenwellen kommen sie nicht mehr bloß mit Körperkraft raus aus dem Wasser. Daher haben sie hier auf Jaws das Tow-in-Surfing entwickelt. Die Surfer paddeln nicht selbst aufs Meer raus, sie lassen sich von einem Jet Ski ziehen, der wirft sie dann ab und sollte die Welle über ihnen brechen und sie schaffen es nicht alleine raus, dann sammelt er sie auch wieder ein - oder rettet sie im Ernstfall.

Solche Ernstfälle gibt es auf Jaws immer wieder. Besonders in den letzten 20 Jahren, seit sich nicht mehr nur Profis auf die Monsterwelle trauen. Inzwischen ist der Surfspot nämlich weltberühmt. Dafür hat auch eine Filmszene aus dem James Bond-Film Stirb an einem anderen Tag gesorgt. Auch 007 reitet auf Jaws...


Die vielen Amateur*innen sind allerdings ein Problem. Inzwischen ist es so voll auf der Welle, dass es auch für die Profis gefährlich wird. Einige Jahre nach Erscheinen des Bond-Films haben deshalb Unbekannte die Zufahrtsstraße zur Bucht mit Autowracks verstellt und Panzergräben gebuddelt, inzwischen ist die Straße aber wieder frei und die Massen sind zurück. Die Profis ziehen derweil weiter und machen sich auf die Suche nach der nächsten perfekten Welle.

Belharra

In den 50er-Jahren wird Surfen weltweit bekannt, dabei machen es die Ureinwohner*innen Polynesiens wohl schon einige Tausend Jahre lang. Erst in den 70ern wird das Surfen zum Massensport. In Europa erreicht uns das Phänomen in den 90er-Jahren. Entlang der Atlantikküste gibt es einige hervorragende Wellen, bekannt sind besonders die in Portugal und Spanien, weltberühmt die portugiesische Riesenwelle bei Nazaré. Am Fuß Frankreichs, kurz vor der Grenze Spaniens aber liegt eine lang unterschätze, kostbare Surfperle: Belhara Perdun. Erst 2002 reitet sie ein Surfer zum ersten Mal.

Etwa 15 Meter unter der Wasseroberfläche liegt hier eine grasbewachsene Sandbank – "Belharra" ist baskisch für "Gras" – die Seefahrer*innen fürchten, denn früher liefen hier oft Schiffe auf. Inzwischen haben die aber den Surfer*innen das Feld überlassen, denn die Sandbank sorgt für eine wunderschöne Riesenwelle, um die 20 Meter hoch. Allerdings nur bei besten Bedingungen, in manchen Jahren bricht Belharra überhaupt nicht.

Die perfekte Belharra-Welle müssen Surfer*innen jagen, sie ist einige hundert Meter vom Ufer entfernt und nur mit dem Schiff oder Jet Ski zu erreichen. Wenn aber alles stimmt, dann ist Belharra ein Traum. Die Wellen brechen hier riesig, schräg und unberechenbar, Nervenkitzel und Herausforderung für die Weltspitze. Richtig berühmt wird Belharra erst 2013, als Gautier Garanx hier den Surf-Oskar gewinnt, den Award für die größte in diesem Jahr gesurfte Welle - es ist die höchste Auszeichnung im Surfsport.

Seitdem hat der ganze Surfsport Belharra auf dem Schirm, diese besondere Welle erinnert die Sportler*innen daran, dass die perfekte Welle manchmal einige Strapazen wert ist.
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  • Mavericks
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  • Teahupoo
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  • Nazaré
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Mavericks

1975 machen drei Kalifornier eine Entdeckung: Der beliebte Badestrand Half Moon Bay wird südlich von einem Felsen begrenzt, Mavericks Cliff, und dahinter warten Wellen, wie es sie nirgendwo sonst an der amerikanischen Küste gibt. Der Grund ist das besondere Relief im Meeresboden - viele parallele Furchen, die dem Wasser einen einzigartigen Schub geben. Es entstehen Monsterwellen: fünf bis zehn Meter hoch, im Winter bis zu 25 – der perfekte Big Wave Surfspot. Allerdings entwickelt sich Mavericks zum Mythos, viele glauben den drei Jungs ihre Abenteuergeschichten nicht. Sie meinen, Monsterwellen gibt es nur auf Hawaii. Über das kalifornische Wunder müsste man einen Hollywoodfilm drehen... Ach, den gibt's schon: Mavericks – Lebe deinen Traum.

Seit den 90ern ist Mavericks als Big Wave Surfspot bekannt und populär, aber ein Ritt auf der Welle ist nicht ungefährlich. Wer stürzt, den spült sie womöglich gegen die scharfen Felsen. Außerdem sind weiße Haie in der Gegend sehr verbreitet – wie gesagt, alles sehr Hollywood.

Traurige Bekanntheit hat Mavericks besonders durch den Sturz des jungen Surfers Jay Moriarty erlangt. Das Surfer-Magazin druckt ein Foto von seinem Wipe-Out auf die Titelseite – er mit ausgebreiteten Armen auf dem Monsterwellenkamm – ein ikonisches Surfbild. Aus Moriartys Miene spricht keine Angst, er wirkt gelöst, verblüfft. 20 Meter über der Wasseroberfläche scheint er zu stauen, seine Gesichtsausdruck sagt: "So eine Welle, in Kalifornien? Das gibt's doch gar nicht".

Teahupoo

Die Welle von Teahupoo, dem Südstrand von Tahiti, ist bekannt als "Die schwerste Welle der Welt". Hier brechen tonnenschwere Wassermassen auf einem extrem flachen Korallenriff, stellenweise ist das Wasser nur 50 Zentimeter tief. Es entstehen einzigartig kraftvolle und wunderschöne Tubes. In der Südseesonne glitzern die kreisrunden Brecher glasklar.

Eine Filmcrew begleitet Laird Hamilton, als er auf Teahupoo im Jahr 2000 die Welle reitet, die Surffans später die Millenium Wave nennen – die Welle des Jahrtausends. Er schießt eine Kampagne für eine Sportswear Firma, zusammen mit dem Team ist er schon einige Tage auf dem Wasser und surft einige mittelmäßige Riesenwellen. Dann am dritten Tag rollt auf einmal eine ganz besondere an, riesig groß und ungeheuer stark. Lairds Jet Ski-Fahrer will ihn wieder reinholen - zu gefährlich - da ist Laird aber schon weg: Über ihm brechen viele Tonnen Wasser, die riesige Welle schließt sich zu einem perfekten Tunnel.... in seiner friedlichen Mitte steht: Laird! Sicher auf dem Brett – mit seinem schwachen Fuß vorn. Für einen Moment scheint ihn die Gischt zu verschlucken, dann schießt er unbeschadet aus dem Nebel hervor und die Zuschauer*innen toben. Der Kameramann weiß: Er hat den Shot seines Lebens, das Bild landet auf dem Cover vom Surfer-Magazine, die Überschrift lautet schlicht: "oh my god".

Mit einer einzigen Welle schreibt Laird Big Wave-Surfgeschichte und etabliert Teahupoo als den Surfspot mit den kräftigsten Wellen – und ohne Konkurrenz den fotogensten.


Nazaré

Die Menschen von Nazaré, einem kleinen Fischerort an der portugiesischen Atlantikküste, sind tiefreligiös. Ihrer Schutzherrin, der heilige Jungfrau von Nazareth, bringen sie seit Jahrhunderten die immer gleiche Bitte vor: dass sie die Fischer sicher nach Hause bringt und ihr Dorf vor der Flut beschützt. Denn die ist gewaltig.

In Nazaré kommt alles zusammen: Ein Graben, direkt vor den Steilküste verwandelt meterhohe Atlantikwellen in haushohe Riesenbrecher. Eine Gegenströmung entlang der Küste verleiht ihnen den letzten Schliff. Heraus kommen die größten und gefährlichsten Wellen der Welt.

Ein Paradies für Big Wave Surfer wie den deutschen Sebastian Steudtner: "Nirgends sonst gibt es so hohe Wellen wie hier, längst hat Nazaré Hawaii in Big Wave-Dingen den Rang abgelaufen." Jedes Jahr im November und Dezember reisen Fans von weither an und sehen vom Uferfelsen aus zu, wenn die Big Wave-Weltspitze sich auf der Welle von Nazaré misst. 2020 reitet Steudtner hier die Weltrekordwelle: 26 Meter und 21 Zentimeter.

Zuletzt hat die Welle aber auch für traurige Nachrichten gesorgt. Im Januar dieses Jahres kommt es zum ersten Todesfall auf Nazaré: Der 47-jährige Brasilianer Márcio Freire, ein bekannter und erfahrener Big Wave-Surfer stürzt beim Training und findet in der Welle seinen Tod.
Eine eindrückliche und traurige Warnung an Extremsurfer*innen: Nazaré ist stärker als sie und stärker als jede andere Welle. Und damit müssten wir auch eine neue Bitte an die heilige Jungfrau aussprechen: Bitte bring auch die Surfer*innen sicher zurück ans Ufer.

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