Unterwegs auf dem Roskilde Festival 2018

Unterwegs auf dem Roskilde Festival 2018

Fabian bloggt

Auf dem Roskilde tummeln sich gerade die größten Künstler aus dem egoProgramm und feinste Musikentdecker-Perlen: Gorillaz, St. Vincent, Nick Cave & The Bad Seeds, David Byrne, - und unser Fabian, der dir hier erzählt, was er so erlebt und entdeckt.

Ich bin zu früh aufgewacht, mein Flug hat Verspätung und eigentlich bin ich doch gar kein Festivaltyp.

Das sind so die Gedanken, die ich mir vor meinem ersten Roskilde Festival mache. Zweifle ich daran, ob es eine gute Entscheidung war, bei der redaktionsinternen Festivalaufteilung beim dänischen XXL-Happening, das 1971 als Hippie-Event startete, direkt „Ja!“ zu rufen, rufe ich mir das Line-Up ins Gedächtnis. David Byrne, Nine Inch Nails, Massive Attack und – ja, gut – auch Eminem, obwohl ich nicht der größte Fan bin. Damon Albarn, der Roskilde-Stammgast, der gerne schon mal zwei Stunden länger spielt als geplant, weil es ihm so gut auf der Bühne gefällt, schaut mit seinen Gorillaz und einem bären..., ähm... gorillastarken neuen Album namens The Now Now auch wieder vorbei.

Trotzdem bin ich froh, wenn ich schließlich im Zelt bin und die Beine ausstrecken kann. Die Powerreserven sind eigentlich aufgebraucht und ich frage mich, wie ich den ersten Tag eigentlich rumkriegen soll. Die Antwort bekomme ich bereits nach wenigen Minuten auf dem Festivalgelände, als zwei Dänen mich in gebrochenem Englisch nach der nächsten Toilette fragen, ich sie so gut wie möglich in die Richtung weise und wir uns gegenseitig fast schon in den Armen liegen, um uns ein tolles Festival zu wünschen. Alle sind freundlich, alle sind entspannt – wo du willkommen bist, da lass' dich nieder. Und wenn's halt auf dem Roskilde ist.

Roskilde Festival am Mittwoch – benutzt Sonnencreme, seid nett zueinander

Quasi der erste Tag, an dem das Festival mit einem vollen Line-Up aufwartet, ist der Mittwoch – und der lockt sogleich mit bestechendem Wetter. Die Sonne scheint, die Temperatur kratzt im Schatten an der 30-Grad-Marke und gelegentlich weht ein angenehmer Wind. Auf der Avalon-Bühne eröffnen um halb sechs die Norweger von Kakkmaddafakka mit ihrem spaßigen Wohlfühl-Pop. Vorher gibt's allerdings noch die Einweisung von den Bühnenmoderatoren: „Viel Wasser trinken, nicht an der Sonnencreme sparen und immer aufeinander aufpassen. Take care of each other!“ Sowieso ist die Stimmung total entspannt und freundlich, jeder ist umgänglich und verständnisvoll. Die Ordner verteilen fleißig Wasser, während Kakkmaddafakka mit Kung-Fu-Moves auf der Bühne herumspringen. Dass sich am Konzept der Band jetzt schon seit Jahren nichts mehr geändert hat, spielt keine Rolle, schließlich macht es Spaß. An Charme mangelt es ihnen ohnehin nicht.

Das Kopffutter kann man sich, wenn man es möchte, bei St. Vincent abholen. Annie Clark verfolgt das künstlerische Konzept ihrer letzten Platte Masseduction konsequent. Sie selbst gibt sich im roten Kleid als Plastik-Power-Frau mit Pagenschnitt. Sie verwendet in jedem Song das gleiche Gitarrenmodell – allerdings immer in einer anderen Farbe. Bandmitglieder und Roadies tragen schweinsartige Verkleidungen. Darüber hinaus erinnern die Clips auf der Leinwand teils an die Ästhetik von Marilyn Manson oder Kraftwerk. Ob ihre Message dadurch verständlicher wird, bleibt fraglich, allerdings schreibt sie tolle Songs und man spürt ihre Virtuosität in jeder Sekunde.

Die Orange Stage findet auch sogleich das Ereignis, das der beeindruckenden Kulisse zusteht. Eminem gibt sein erstes Konzert in Dänemark überhaupt, und lockt mehr Menschen als einst die Rolling Stones vor die Hauptbühne (angeblich so um die 100.000 Menschen). The Real Slim Shady kommt mit viel Bumm-Bumm – Feuerwerk hat er eingepackt und jede Menge Hits. Die wirklichen Hinhörer bleiben, bei aller Eingängigkeit von Songs mit Ed Sheeran und Rihanna, die Oldskool-Nummern. Ruhiger, aber keinesfalls weniger packend geht es bei Charlotte Gainsbourg zu. Mit einer hervorragenden letzten Platte im Gepäck betört ihr Konzert mit genau der richtigen Mischung aus Entspannung und Energie, die man um Mitternacht braucht.
Das Highlight allerdings folgt zum Abschluss: Trent Reznor gelingt es ja eh seit Jahren, mit seinen Nine Inch Nails Anspruch und Pop, Wut und Leichtigkeit zu verbinden. Der Sound ist perfekt, die Songauswahl auch, krachig schön und wunderbar kathartisch. Sehr gelungen!

Roskilde Festival am Donnerstag – Belastungsmusik fürs Trommelfell

Zumindest ist das Wetter schlechter geworden, das sei allerdings, so der fachkundige Einheimische, völlig normal im dänischen Sommer. Dass die begeisterten Nackt-um-die-Wette-Renner keinen Regen abbekommen, ärgert die ein oder andere schadenfreudige Seele, die Teilnehmer allerdings wird's freuen. Parallel wird es im kleinen Gloria-Zelt äußerst freakig. Die Ägypter von Dwarfs of East Agouza machen Impro-Free-Ethno-Jazz oder so ähnlich zumindest. Frontmann Alan Bishop spielt ein quietschiges Saxophon und interpretiert mit seiner Stimme in der Mitte des Sets eine, so scheint's, Wolfsjagd auf einem Hühnerhof. Vollkommen anders klingen Superorganism kurz darauf an selber Stelle. Das Zelt ist rappelvoll und die Stimmung bombastisch. Sehr zeitgemäßen und spannenden, aber einmalig eingängigen und mitreißenden Pop geben die sieben Musiker – visueller Mastermind Robert Strange ist daheim geblieben – zum besten.
Die junge Sängerin Orono strotzt vor Flippigkeit, trägt eine 3D-Brille und schimpft auf ihre ganz und gar unrüpelhafte Weise, dass man ihr das gar nicht übel nehmen kann. Als in der Mitte die Technik versagt, gibt es eine spontan Q&A-Session und gegenseitige Liebesbekundungen von Band und Publikum. Klasse Auftritt!

Mit Eingängigkeit kann die Musik von Ben Frost nicht überzeugen, dafür mit rauher Trostlosigkeit (zuletzt von Steve Albini auf The Centre Cannot Hold auf Tonband gebannt) und Lautstärke. Es rauscht, fiepst und knackt an allen Ecken und Enden, die Bässe rütteln nicht nur die Eingeweide, sondern auch die Bühne so durch, dass sich die Scheinwerfer verselbstständigen. So ganz wollen die arktischen Soundscapes nicht zur sommerlichen Stimmung vom Roskilde passen, aber für eine genüssliche Massage des Trommelfells reicht es allemal.

Während Interpol auf der Orange Stage noch ein wenig Sonnenschein erwischen und trotz neuer Songs im Rücken ein wenig blutleer wirken, überzeugt der Indie-Weirdo-Schreihals John Maus nebenan im Pavilion. Früher als Solokünstler unterwegs, überzeugt seine Band, aus Keyboarder, Bassist und Drummer bestehend, mit oftmals fließenden Übergängen von verträumtem Alternative Pop und ziemlich krachigem Geballer. Maus wiegt seinen Oberkörper vor und zurück und ist bereits nach zwei Songs komplett durchgeschwitzt. Das spricht für eine intensive Show.

Der restliche Abend wird bestimmt von musikalischen Gegensätzen. Auf der Hauptbühne liefert Bruno Mars ein kurzweiliges, allerdings vorhersagbares Set ab – inklusive Vocoder-Intro vom Band („Let me hear you screeeeaaaam!“). Musikalisch klingt der Amerikaner wie eine Stehaufmännchen-Version von Prince. Einzelne Gitarrenlicks scheinen ohne Änderung aus Songs vom verstorbenen Großmeister des Funk Pop entnommen zu sein; die Bläser und lila Bühnenbeleuchtung tun ihr übriges dazu. Auf der krachigen Avalon-Bühne spielen parallel Boris und Merzbow mit ihrem noisigen Doom Metal alles in Grund und Boden. Leider wirkt es gelegentlich so, als würden Merzbow, ein legendärer Klang- und Krachkünstler aus Japan, und das Trio seiner Landsleute aneinander vorbei spielen. In den simpelsten Momenten wirkt es eben wie eine Doom Metal-Band, über denen eine zusätzliche, ohrenbetäubend laute Schicht Krach klebt. Trotzdem liefern die vier eine gute Show ab, vor allem Drummer Atsuo, mit schwarzem Lippenstift geschminkt, legt sich ins Zeug und reckt immer wieder die Drumsticks nach oben und die Pommesgabel ins Publikum.

Auch am Donnerstag kommt das Highlight allerdings zum Abschluss. Sehr spät, um 2 Uhr nachts, erleben die tapferen Seelen eines der seltenen Konzerte von My Bloody Valentine. Kevin Shields, Debbie Googe und Co. haben ja praktisch im Alleingang Shoegaze erfunden, von R.E.M. über Deerhunter bis Radiohead beeinflusst, was sich im breitgefächerten Feld anspruchsvoller Indie-(Rock-)Musik alles tummelt. Ihre Konzerte finden selten statt – wenn man bei einer Band, die Alben im Abstand von 22 Jahren veröffentlicht, von selten sprechen kann. Entsprechend ist die Spannung spürbar, die Aufregung groß und die Erwartungen größer. Der Irrsinn: Sie werden nicht nur alle erfüllt, sondern auch noch übertroffen.
Kevin Shields steht vor sechs (!) Gitarrenamps und es überflutet alles. Das müde Gehirn wird vom Klang, dem fernen Gesang, den treibenden Rhythmen (wahnsinnig stark: Bassistin Debbie Googe!), den flirrenden Synths, die sich perfekt über die Gitarrenwand legen, weggespült und es bleibt nichts als Freude. Freude, bei einem solch seltenen Konzertmoment dabei gewesen zu sein. Selig, aber mit klingelnden Ohren und hundemüde geht's dann ins Bett, denn besser kann's fürs erste sowieso nicht werden.

Roskilde Festival am Freitag - Wieso hat man eigentlich nur einen Körper?

Nach den hochwertigen Tinnitus-Garanten vom Vortag steht der Freitag ganz im Zeichen von guter Planung und viel Herumgelaufe. Vor allem die Acts am Abend liegen im Zeitplan so dicht beisammen, wie die Bühnen auseinander stehen. So muss man im Zweifel in den sauren Apfel beißen und ein Konzert notfalls frühzeitig verlassen. Allerdings beginnt, wenn man es möchte, zumindest der frühe Mittag halbwegs entspannt bei The Hunna im Pavilion. Die vier Briten spielen leichten, eingängigen Pop Punk, der gut vom Ohr ohne Zwischenstopp im Hirn in den Füßen ankommt.

Das Roskilde hat ja ohnehin viele prominente Fans unter Musikern. Einer davon ist Faith No More-Sänger Mike Patton, der in einem Jahr gleich viermal auftrat. Dieses Jahr schaut er mit der Supergroup Dead Cross vorbei, bei der Dave Lombardo von Slayer am Schlagzeug sitzt. Der in ein ausgesucht grelles Hawaii-Hemd gehüllte Patton ist gut bei Laune und Stimme, vor allem, wenn er sie durch einen Synthesizer jagt. Lombardo drischt wie ein Berserker auf seine Drums ein. Die wenigsten Songs dauern länger als drei Minuten, klingen dabei aggressiv, aber absolut unblöd. In eine ähnliche Kerbe schlagen die Descendents. Als eine der wichtigsten Bands des Hardcore Punk geben sie eines der Handvoll Konzerte, die im Festivalguide als "High Energy Show" bezeichnet werden und bei denen Moshpits ausdrücklich erlaubt sind. Einen intellektuellen Zugang findet man trotzdem, schließlich lehrt Sänger Milo Aukerman Biologie an einer kalifornischen Universität. Kein Teen, sondern Adult Punk also.

Je weiter der Abend fortschreitet, desto größer wird die Bredouille des knappen Zeitplans. Vor allem da die Fleet Foxes in der Arena mit entspannten Sounds zum längeren Verweilen einladen. Weil von Mandoline über Kontrabass bis Tuba ein ganzer Haufen zusätzlicher Instrumente zum Einsatz kommt, bleibt es unterhaltsam und die Ohren bekommen zum harmonischen Satzgesang ein wenig Abwechslung geboten. Nicht ganz so abwechslungsreich bietet Laurel Halo, DJ und Soundtüftlerin aus Amerika, mittlerweile in Berlin wohnhaft, verschwurbelten und jazzigen Dub Techno bei einer tollen Lichtshow im Gloria.

Dann geht es Schlag auf Schlag. Nach einem bombastischen Weltraum-Intro erinnern Odesza mit vielen voraufgezeichneten Spuren und einem enormen Percussion-Arsenal auf der Bühne an das Safri Duo. Wer es etwas schwermütiger mag, geht zur Hauptbühne, auf der Nick Cave & The Bad Seeds zur besten Zeit auftreten. Vor allem die todtraurigen Songs von Skeleton Tree gewinnen live an Intensität. Cave geht bereits nach ein paar Songs von der Bühne, um in der Menge zu baden. "This is sexual harrasment in a working space", kommentiert er das Betatsche einer Konzertbesucherin. Das Charisma des Australiers reicht wahrscheinlich weit über die Zuhörer bis zum Zeltplatz, musikalisch beherrscht allerdings Warren Ellis das Geschen. Der bärtige Kauz wechselt zwischen Geige und Klavier hin und her, beobachtet seinen Frontmann mit Argusaugen und hat zu jedem seiner Schritte und Worte die passende klangliche Reaktion.

Möchte man beim Auftritt der lebenden Legende David Byrne einen guten Platz erwischen, schafft man es leider nicht, den kompletten, zwei Stunden langen Auftritt von Nick Cave zu erleben. In solchen Momenten wird der Wunsch, sich einfach teilen zu können, um mehrere Körper zu haben und überall sein zu können, beinahe übermächtig. Dass ausgerechnet der Talking Heads-Sänger parallel zu den Bad Seeds spielt, grenzt leider schon fast an Unverschämtheit, denn so verpasst man überall etwas. Byrne bringt sein neues Album American Utopia mit und ist mit neunköpfiger Band angereist, die eine Show zwischen Theater und Rockkonzert präsentieren. Jeder Musiker, selbst die sechs Trommler, trägt sein Instrument mit sich herum, die Bühne ist also komplett leer und wird für ausladende Tanzperformances genutzt. Einer der ungewöhnlichsten und besten Auftritte des ganzen Festivals.

Als Rausschmeißer auf der Orange Stage treten schließlich Massive Attack auf. Sie wirken dabei seltsam distanziert und statisch, trotz beeindruckender Videoeinblendungen und Hits wie Safe From Harm und Angel. Wie auf Knopfdruck ändert sich der Gig, als die Young Fathers, die früher am Abend im Pavilion spielten, für zwei Songs die Bühne entern. Ganz erstaunlich! Die hartgesotteten wandern weiter zu Fever Ray, die um 2 Uhr noch eine verstörende Show mit Glitzerkostümen abliefert, wem das zu hoch ist, wandert allerdings direkt ins Bett.

Roskilde Festival am Samstag - Was bleibt ist der Staub

Von meinem ersten Roskilde bleibt mir vieles im Gedächtnis - die vielen überragend guten Konzerte, das leckere Essen, die fantastische Stimmung aller Beteiligten, der etwas glanzlose und tragische Konzertabbruch der Gorillaz. Was jedoch alles durchdringt, nicht mehr so leicht verschwindet und sich penetrant in alle Ritzen und Rillen schleicht, ist der Staub. Gefühlt macht er das Handgepäck um zwei Kilogramm schwerer, weil er sich einfach nicht abschütteln lässt. Der von dem heißen Wetter ausgetrocknete Acker erinnert teils an eine Wüste, die sich bei jedem kleinsten Windhauch verselbstständigt. Und es ist sehr windig an den vier Tagen. So oft kann man sich gar nicht Hände und Haare waschen, wie man es eigentlich müsste...

Da freut man sich über jedes Konzert, das nicht unter freiem Himmel, sondern entweder unterm Zelt oder, noch besser, im kleinen Gloria stattfindet. Dort spielen am frühen Nachmittag Širom aus Slowenien. Keine Kosten und vor allem Mühen wurden gescheut, da das Trio mit mehreren Marimbas, einem Banjo, Geige, Kalimbas, Bratsche, Ukulele und diversen anderen Instrumenten angereist ist. Sie vereinen eingängige Folk-Melodien mit komplexen afrikanischen Rhythmen. Von der ersten Sekunde an nimmt einen die Musik gefangen und die überlangen Songs erzeugen wohliges Kopfkino zwischen Sentimentalität und Aufbruchsstimmung. So eindringlich soll es, trotz weiterer spektakulärer Auftritte den ganzen Tag über, heute nicht mehr werden.

Offenbar benötigen die meisten Festivalbesucher nach dem hektischen Tag gestern noch Erholung. Anders lassen sich die lichten Reihen bei Albert Hammond Jr. nicht erklären. Der Gitarrist der Strokes verfolgt solo einen ähnlichen Song wie mit seiner Hauptband: energischer Rock mit gutem Songwriting und ungewöhnlichen Melodiebögen. Letztere fehlen dem US-Rapper Danny Brown komplett - aber das ist wahrscheinlich auch der Sinn seines zum Partymachen einladenden Hip Hop.

Das weibliche Pendant zu Bruno Mars spielt am heutigen Abend auf der Orange Stage. Dua Lipa gilt mit ihren 22 Jahren schon jetzt als der nächste große Star des Pop. Ihre Show mit Tänzern, einem schrillen Outfit und einer herausragenden Gesangsleistung wirkt allerdings so routiniert, aber dennoch mitreißend, als hätte sie bereits das Selbstvertrauen von Rihanna angesammelt. Ein wenig davon hätte sie am besten an Mogwai abgeben können, denn die krachigen Post Rocker aus Schottland haben mit solch enormen technischen Problemen zu kämpfen, sodass ihre Show erstmal mit zwanzig Minuten Verspätung beginnt.

Konnte man den Tag hervorragend damit verbringen, von Bühne zu Bühne zu wandern, um noch möglichst viele Eindrücke zu sammeln, beherrschen ab 23 Uhr die Gorillaz das Festival. Damon Albarn erklärt bereits nach dem dritten Song seine Liebe zum Roskilde, entschuldigt sich allerdings im selben Atemzug, falls es etwas "cheesy" klingt. Er trägt, passend zum WM-Erfolg seines Heimatlandes, ein England-Trikot und powert sich durch ein enorm langes Set. Zum starken Material des neuen Albums The Now Now, gesellen sich sechs (!) Tracks von Demon Days; die eh schon große Band wird bei Superfast Jellyfish und Feel Good Inc. ums Rap-Duo De La Soul erweitert.

Wahrscheinlich hätte Albarn, Roskilde-Stammgast erster Güte und so gerne dort, dass er 2015 nach fünf Stunden (!) von der Bühne getragen werden musste, noch ewig weiterspielen können, bei Clint Eastwood jedoch stürzt Del Tha Funkee Homosapiens, der einst den originalen Rap performte, von der Bühne. Albarn bleibt keine andere Wahl, als den Auftritt abzubrechen - "seltsam, eine so schöne Nacht auf diese Weise zu beenden". Obwohl andernorts die Musik noch weitergeht, kommt das Festival damit zu einem sorgenvollen Abschluss. Trotzdem bleibt am Ende ein seliges Gefühl zurück, ein kleiner Teil dieser unglaublichen Gemeinschaft gewesen zu sein. Man muss schon lange suchen, um ein solch entspanntes Festival in dieser Größenordnung zu finden. Wenn es das überhaupt gibt. Ich komme jedenfalls unheimlich gerne wieder zurück, um dann bald mein nächstes Roskilde zu erleben.

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