Die Unterwasser-WG

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Andi Gall im Interview mit egoFM Max

Um unter Wasser forschen zu können, entwickelt Andi Gall Unterwasserlabore, in denen gelebt und gearbeitet werden kann. Wie diese aussehen und wie man dort unten aufs Klo geht, erzählt er im Interview.

Die unbekannte Tiefsee

Die Menschheit weiß mehr über die Oberfläche des Mondes als über die Gegebenheiten der Tiefsee. Welche Lebewesen in den teilweise kilometertiefen Meeren leben, ist bislang noch weitgehend unbekannt. Deshalb arbeiten Menschen schon länger an Unterwassertanks, die sie ins Wasser ablassen und darin forschen können. Einer von ihnen ist Andi Gall, CEO von Human Centric Innovators. Im Interview erzählt er egoFM Max, was der Vorteil dieser Unterwassertanks wäre und weshalb sie das Bewusstsein über unsere Ozeane steigern können.
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    Das komplette Interview zum Anhören

Das Lebenselixier Wasser kennenlernen

Andi Gall hat schon viele Tauchgänge hinter sich. Mit den Jahren hat er versucht, immer mehr über das Lebenselixier Wasser zu erfahren. Dieses Wissen will er an nachfolgende Generationen weitergeben. Und zwar, indem er Unterwasserlabore entwickelt, in denen junge Forscher*innen im Meer arbeiten und das Medium Wasser auf ganz besondere Art und Weise kennenlernen können.

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Wie sehen die Unterwasserlabore aus?

Die Tanks sind dabei keine Neuerfindung von Andi. Bereits Forscher wie Jacques Cousteau entwickelten ähnliche Unterwasserstationen. Die waren meistens allerdings sehr teuer. Als Andi eine Doku darüber sah, kam ihm der Gedanke auf, dass es doch auch günstiger gehen müsse. Mit seiner Firma Human Centric Innovators arbeitet er deshalb derzeit an einer preiswerteren Version dieser Unterwassertanks.

"Stell dir ein umgedrehtes Glas in der Badewanne vor."

So beschreibt Andi die Unterwasserstationen. Versenkt man nämlich ein umgedrehtes Glas im Wasser, bleibt die Luft drin. Die tatsächlichen Stationen sollen so groß wie der Zylindercontainer auf LKWs sein, also zwischen fünf und zehn Metern. Sie haben unten ein Loch und werden im Wasser so versenkt, dass das Loch nach unten zeigt. Ähnlich wie bei dem Glas in der Badewanne entsteht also im Tank ein trockenes Areal, in das man dann hineinschwimmen und normal atmen kann. Die Luft muss zwar immer wieder erneuert werden, aber man könne sich dann für längere Zeit darin aufhalten, erzählt Andi.

Es muss dabei nicht unbedingt in die schwarze, dunkle Tiefsee gehen.

Bereits ab zehn Metern Wassertiefe, so Andi, lasse sich wunderbar forschen. Und auch in Süßwasser – und damit auch regional – seien solche Unterwassertanks vorstellbar.

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Bild: Andi Gall


Der Toilettengang Unterwasser

Wenn man in den von Andi Gall auch als "Unterwasser-WG" bezeichneten Tanks forscht, arbeitet, lebt und schläft, stellen sich natürlich auch die Fragen nach alltäglichen Bedürfnissen. Duschen sei kein Problem, meint Andi. Wasser gebe es ja immerhin genug und auch feste Shampoos und Duschbäder, die auch für Salzwasser geeignet sind. Auch der Toilettengang sei in den Unterwasserstationen möglich. Das Vorbild sind Campingtoiletten und Astronaut*innen im Weltall:
"Entsorgen tust du es, indem du diese kleine Päckchen wie unsere ISS-Astronauten vakuumverpackst und dann [mit einer kleinen Boje] an die Oberfläche bringst." – Andi Gall



Eingriff in die Natur?

In Zeiten, in denen unsere Meere sowieso schon leiden und durch den Klimawandel stark gefährdet sind, kommt natürlich schnell eine kritische Frage auf: Sind solche Tanks denn nicht ein Eingriff in die Natur und gefährden sie somit? Dazu entgegnet Andi Gall Folgendes:
"Ich geh nicht dort hinunter, um etwas kaputt zu machen. […] Ich muss ja dort nicht Dreck hinterlassen. Ich werde plötzlich zum Bestandteil dieses Universums. […] Wenn ich dort bin, lern ich vielleicht auch, verantwortungsbewusster damit umzugehen." – Andi Gall

Vielmehr glaubt er, dass so das Bewusstsein über unsere Meere und dadurch auch die Absicht, sie zu schützen, verstärkt wird.

"Es werden automatisch Effekte auftreten, wo du sagst 'ich muss mich darum kümmern', deswegen ist es so wichtig, möglichst viele Menschen dazu zu motivieren, keine Angst vor diesem Medium zu haben, sich das anzuschauen […]. Und wenn wir uns einfach darum kümmern, dass dieser gesamte Kosmos weiterhin gut funktioniert, dann wird auch eine gute Balance wiederhergestellt." – Andi Gall

Mit und für nachfolgende Generationen

Noch gibt es die Unterwassertanks nicht. Zumindest nicht in der von Andi geplanten Größe. Momentan baut er mit seinem Team immer wieder kleine Prototypen. Sobald sich einer als erfolgreich erweist, wird am nächstgrößeren Modell geschraubt – ganz ohne Zeitdruck, denn die Qualität gehe hier vor. Er will vor allem auch junge Leute einladen, das Projekt voranzutreiben und sie von Anfang an integrieren. Denn vor allem sollen die Unterwasserlabore eine Möglichkeit für nachfolgende Generationen sein, mehr über das Element Wasser zu erfahren und es dadurch gleichzeitig zu schützen:
"Ich möchte dort natürlich keine Forschung unterstützen, die in irgendeiner Form dem Medium Wasser schadet, sondern in Wirklichkeit will ich dort mit Partnern und Sponsoren ein Umfeld schaffen, dass genau die Generation […] dort eine Möglichkeit [hat], sich mit dem Medium auseinanderzusetzen, zu forschen und Projekte umzusetzen, die uns dabei helfen, dieses Wasser top zu halten, dass es auch für immer auf dieser Erde bleibt." – Andi Gall

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