Mentale Fitness

Mentale Fitness

Diese Tipps bringen deine grauen Zellen in Schwung

Wieso gehen wir eigentlich für den Körper regelmäßig pumpen, aber nicht fürs Gehirn? Wir haben ein paar Tipps für dich, wie du dich geistig fit halten kannst.

Wann hast du dir das letzte Mal eine Einkaufsliste auswendig gemerkt oder eine Telefonnummer oder gar ein ganzes Gedicht? Hier bei uns in der Redaktion kann sich kaum jemand genau daran erinnern, auch wenn uns dann doch bruchstückhaft Fragmente einfallen, die wir wohl nie vergessen werden.
Dass man kaum noch auswendig lernt, ist aber nicht nur ein Problem der egoRedaktion, sondern generell ein Phänomen unserer Zeit. Als Leistungsgesellschaft erledigen wir immer mehr Dinge gleichzeitig und müssen zwangsläufig priorisieren. Dabei wird alles, wofür unsere Gedächtniskapazität nicht mehr ausreicht, ausgelagert, also von unserer internen Gedächtnisfestplatte auf die von Smartphone und Co.

Geistig fit durch Virtual Reality?

Laut einer Studie, derzufolge fast 40 Prozent aller Österreicher*innen angegeben haben, dass sie bis an die Grenzen des Burnouts gestresst seien, sind wir derart vom Alltag abgestumpft, dass ein Konzept wie Anima Mentis in Wien den Zahn der Zeit trifft. Anima Mentis - das ist das weltweit erste Fitnesscenter für die Seele. Im Interview hat uns Pädagogin Saskia Nüßle erzählt, dass das Angebot von den verschiedensten Leuten wahrgenommen wird: von gestressten Studenten*innen, über berufstätige Mütter, bis hin zu Führungskräften sei alles dabei.
Ziel der Anima Mentis-Therapie ist es, das Ich zu stärken und die eigenen Bedürfnisse wieder besser zu erkennen und deuten zu können. Das soll durch ein Anwendungspaket aus Yoga, Cycling, persönlichem Coaching und Virtual Reality-Erfahrungen erreicht werden. Es gibt zum Beispiel das 360°-3D-Naturkino, mit dem man in das virtuelle Setting eines Waldes eintauchen kann, während Düfte, Naturgeräusche und Musik die Erfahrung untermalen.

An der Stelle magst du dich vielleicht fragen: "Wieso geht man dann nicht einfach in einen richtigen Wald?"

Saskia Nüßle sieht den Vorteil darin, dass die meisten nun mal im städtischen Alltag den Wald nicht vor der Tür haben. Außerdem hilft es, erst zu sich selbst gefunden zu haben, um die Natur in ihrer Fülle wertschätzen zu können. Fraglich ist nur, ob es einem die 99 Euro aufwärts pro Monat wert sind, einen virtuellen Waldspaziergang zu machen. Beziehungsweise ob man nicht lieber das eigene Arbeitspensum im Alltag in Frage stellen sollte, bevor man zu wenig Zeit hat, um das reale Leben wertschätzen zu können. Oder ist etwa das die Zukunft? Dass wir immer mehr arbeiten und uns selbst dabei immer mehr vergessen?

Raus aus der Komfortzone, rein ins Unbekannte

Wir haben mit einem Experten in Sachen mentaler Fitness gesprochen. Markus Hofmann ist Buchautor, Keynote Speaker und Gedächtnistrainer. Er hat aus seiner Schulzeitschwäche einen Beruf gemacht. Und er ist sich sicher: Wenn er es geschafft hat, seine Gedächtnisleistung derart effizient zu verbessern, dann muss das für jede*n möglich sein.

Markus findet es komisch, dass wir einen Körperkult zelebrieren und uns physisch fit halten, dass aber kaum noch das Gedächtnis trainiert wird. Das liegt einerseits daran, dass wir im digitalen Medienzeitalter viel Gedächtnisarbeit nach außen verlagern, aber auch daran, dass der Mensch nun mal ein Gewohnheitstier ist. Nachhaltiges und komplexes Gedächtnistraining kann aber nur stattfinden, wenn wir uns mit Neuem konfrontieren.

Solange wir unsere Alltagsgewohnheiten durchbrechen und unser Gehirn mit bisher unbekanntem Input versorgen, trainieren wir unser Denkvermögen. Das können die banalsten Dinge sein, zum Bespiel morgen mit der linken Hand Zähneputzen statt mit der rechten oder mal ohne Navi zum Ziel finden. Aber auch neue Großprojekte, wie eine Sprache oder ein Instrument zu lernen halten das Gehirn fit. Musik eignet sich besonders gut, weil durch sie gleich mehrere Ebenen des Gehirns beansprucht werden, zum Beispiel motorische, planende und emotionale Funktionen.

Markus Hofmann hat aber auch ein paar ernüchternde Erkenntnisse für uns.

So trendig Gedächtnistrainingsstragien wie Sudoku und Konsorten heute sein mögen (noch ein Trend aus der Rubrik Altersprävention): Es steigert nicht unser generelles kognitives Leistungsvermögen, sondern trainiert nur einzelne Hirnareale. Es ist also leider ein Irrglaube, dass man sich nur durch Rätseln dauerhaft geistig fit halten kann. Dafür eignen sich erwiesenermaßen nur körperliche Bewegung, soziale Interaktion und die konstante Konfrontation mit neuen Lernsituationen.

Ebenfalls ernüchternd, wenn auch nicht super überraschend: Alkohol ist fürs Gedächtnis wirklich kontraproduktiv. Wer darauf verzichtet, kann Informationen besser abspeichern und abrufen. Aber: Wenn schon Alkohol, dann ist der gelegentliche Vollrausch immer noch besser fürs Gehirn, als die schleichende Kontinuität. Gut zu wissen!



Laut Markus Hofmann eignen sich übrigens Ted Talks ganz wunderbar als Gedächtnisstimulatoren.

Er findet, dass diese Vorträge wichtige Impulse setzen, die uns in die richtige Richtung weiterdenken lassen und dafür sorgen, dass wir über den Tellerrand hinausschauen - ein wichtiger Prozess zur Förderung von Kreativität.
Wir von der egoRedaktion sind auch riesige Fans von den gut viertelstündigen Ted Talk Videos. Gloria empfiehlt zum Beispiel den Vortrag von Mark Ronson über den Einfluss von Sampling auf die Musikwelt. Elise ist Fan vom Beatbox-Profi Tom Thum oder dem Prokrastinationsgenie Tim Urban. Und Jakob und Fabian feiern besonders das Comedy-Intermezzo über die Folgen der Spam Mail.

Alle Ted Talk-Lieblinge der egoRedaktion haben wir hier in einer Playlist für dich zusammengestellt. Also gönn dir ein wenig feierabendliches Gehirntraining!

https://www.youtube.com/playlist?list=PLzoil5X09nQgsUBZqnKBE4LbS-28ORWwD

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