Angus & Julia Stone: Cape Forestier

Angus & Julia Stone: Cape Forestier

Das Album der Woche

Von  Vitus Aumann
Ein Geschwisterpaar auf ewiger Flucht vor dem grauen Alltag.

Ins Flugzeug steigen, zurücklehnen und einfach irgendwo ganz anders wieder auftauchen

Das Ziel ist ganz egal, einfach raus aus der Monotonie und rein in die Glückseligkeit. Ungefähr diese Gefühle bekommt man doch immer ziemlich schnell, wenn man einen Song von Angus & Julia Stone hört: Die beiden sind die absoluten Musterschüler*innen, wenn es um verträumt-melancholische Realitätsflucht geht.

Weil sie das viel zu lange nicht mehr unter Beweis gestellt haben, gibt es jetzt mit Cape Forestier eine wohlklingende Erinnerung.


Zeitlos Traumhaft

Egal ob jetzt sieben Jahre seit dem letzten Album vergangen sind oder man das Soundtrack-Album zum dritten Teil vom Videospiel Life is Strange dazuzählen möchte: Es dauert auf jeden Fall nur ein paar wenige Sekunden, bis man wieder komplett im Angus & Julia Stone Kosmos Fuß gefasst hat. Mit leicht angezerrter Gitarre und subtilem Drumcomputer erinnert der Opener "Losing You" zwar schon ein bisschen an einen The War on Drugs-Song, aber spätestens wenn die Geschwister ihren perfekt harmonierenden Duettgesang auspacken, ist die Wiedersehensfreude perfekt. Vor allem die ersten Songs der Platte werden fast vollständig zweistimmig gesungen, erst später schnappt sich mal Angus und dann wieder Julia für längere Abschnitte das Mikrofon. Aber egal in welcher Konstellation gesungen wird: Der perfekte Ton wird jedes Mal getroffen.

Das trägt dann auch zur subtilen, aber eben doch klar hörbaren Vielseitigkeit der Platte bei.

Natürlich darf man keine wilden Genresprünge und Dynamikexperimente erwarten, aber Angus & Julia Stone schaffen doch ihren Sound genug abzuwechseln, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Mal haben Songs einen ordentlichen Country-Einschlag, der nach Sonnenuntergang über der weiten Steppe klingt. Songs wie "City of Lights" bezaubern dann eher mit hypnotischem Gitarrenzupfen und sanften Klaviertönen. Und dann gibt es noch "The Wonder of You", der für Bandverhältnisse mit fast schon epischen Streichersätzen auftrumpft.

So treffen Angus & Julia Stone die perfekte Mitte zwischen gewohntem Klang und sanfter Vielfältigkeit.


Gewohnt gekonnt

Also alles beim Alten im australischen Dream Folk Land? Naja… irgendwie schon. Natürlich gibt es klangliche Nuancen und erwachsenere Texte, aber ganz große Schockmomente bleiben auf jeden Fall aus. Nur logisch, dass sich vor allem Julia und ein kleines bisschen auch Angus die Experimente für ihre jeweiligen Soloprojekte aufheben. Aber stört das groß? Eigentlich überhaupt nicht. Wenn es Menschen gibt, die sich ständig neu erfinden (Hallo St. Vincent) und Künstler*innen die sich immer spürbar weiterentwickeln (Schöne Grüße Jordan) muss es doch daneben auch okay sein, seine eigene Komfortzone immer weiter zu erkunden.

Altersmüdigkeit tritt eben auch kaum ein, wenn man eh schon ziemlich aus der Zeit gefallen ist.



Tracklist: Angus & Julia Stone - Cape Forestier

  1. Losing You
  2. Down To The Sea
  3. My Little Anchor
  4. Cape Forestier
  5. County Sign
  6. City Of Lights
  7. No Boat No Aeroplane
  8. The Wedding Song
  9. I Want You
  10. Somehow
  11. Sitting In Seoul
  12. The Wonder Of You
Cape Forestier von Angus & Julia Stone wurde am 3. Mai 2024 via Vertigo Berlin veröffentlicht.

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