Weltbekannt in... Japan

Weltbekannt in... Japan

10 Musiker*innen und eine Playlist

Von  Anna Taylor
Wir stellen dir spannende japanische Musiker*innen vor, die du unbedingt mal gehört haben solltest!

In der japanischen Musikszene steht abgefahrener J-Pop feinem HipHop, geladenem Rock, detailreichem Synth-Pop und einfühlsamer Klassik gegenüber. Wir haben einmal quer gehört und stellen dir hier einige Perlen japanischer Musiker*innen vor. Ein bisschen Zeit haben wir bei der Recherche verloren, als wir dann irgendwie in endlosen YouTube-Videos von Anime-Intros hängen geblieben sind. Pokémon, Kickers, Mila oder das wahnsinnig techno-lastige Intro von Sailor Moon... fantastisch - stoppen kann man da also nicht einfach so. Aber wie dem auch sei. Wir präsentieren: Zehn japanische Künstler*innen, die du kennen solltest.

Nujabes

Fangen wir an mit einem Künstler, der in der Liste auf gar keinen Fall fehlen darf. Hinter Nujabes versteckt sich einer der talentiertesten Beatbastler und HipHop-Produktionsgenies, das wohl je gelebt hat, das in mehr als einer Hinsicht mit J Dilla vergleichbar ist. Denn (Smalltalk-Fact am Rande): Beide Künstler sind am 7. Februar 1974 geboren. 
Als Musikproduzent, DJ und Besitzer eines Plattenladens hat Nujabes zu Lebzeiten einige Songs gebastelt und andere Musiker*innen beeinflusst.
Einige seiner zunächst unveröffentlichten Tracks schwirren auch nach seinem Tod noch im Internet rum und werden post mortem noch veröffentlicht. Nujabes kam 2010 nämlich bei einem Autounfall ums Leben.

Für seine Tracks benutzte er gerne Jazz-Samples, zum Beispiel von Miles Davis und Yusef Lateef. Von letzterem hat er sich für seinen wohl bekanntesten Song, "Feather", ein paar Piano-Akkorde aus dem Liebesmotiv vom Film The Robe geborgt.


CHAI

Mana, Kana, Yuuki and Yuna kommen aus Nagoya, Japan und machen seit 2012 gemeinsam Musik. 2017 erschien ihr Debütalbum Pink, mit dem sie erstmals auch außerhalb Japans auf sich aufmerksam machten. 2019 erschien die Nachfolgerplatte Punk, 2021 das letzte Album Wink.

Sie beschreiben ihr musikalisches Konzept als "Neo Kawaii". Kawaii an sich bezeichnet die japanische "Niedlichkeitsästhetik", die sich aus süßen und kindlichen Elementen zusammensetzt. CHAI wollen diese Niedlichkeitsideale in einen modernen Kontext bringen, also neu definieren und Stereotype und Geschlechterklischees aufbrechen. Wer lediglich überladenen Pop von CHAI erwartet, wird mit rockigen Klängen überrascht.

Yuma Abe

Der Singer / Songwriter aus Tokio hat sich gerade erst selbstständig gemacht. Seit 2014 ist er in der japanischen Musikszene bereits bestens bekannt als Leadsänger von Never Young Beach - einer in Japan und Asien ziemlich bekannten Band, die fluffigen Indie-Pop macht. Aber nun zu Yuma Abes Soloprojekt: Sein Debütalbum Fantasia erschien letztes Jahr und weist ein paar spannende Elemente auf, wie etwa ein Gitarre spielender Devendra Banhart. Gemischt wurde das Werk vom legendären japanischen Musikproduzent Haruomi Hosono. 

Der ruhige Sound Yuma Abes lädt zu verträumtem Aus-dem-Fenster-schauen-während-es-regnet ein. Für den Japaner ist seine Musik ein Ausgleich, beziehungsweise viel mehr eine Flucht aus dem lauten, reizüberflutenden Alltag in der Großstadt.

Predawn

Predawn aus der japanischen Großstadt Niigata könnte man, wenn man unbedingt will, als die japanische Version von Norah Jones bezeichnen. Mit vier Jahren lernte sie Klavier, mit sechs komponierte Predawn bereits die ersten Stücke - nicht unbedingt unnormal in Japan - und in der High School kam noch Gitarre oben drauf. 2008 startete sie dann ihre Solo-Musikkarriere, nachdem sie bereits in einigen Bands gespielt hatte. Drei Alben wurden seitdem veröffentlicht, 手のなかの鳥 (das laut Google Translate so viel bedeutet wie Vogel in der Hand), A Golden Wheel (2013) und Absence (2016). Dieses Jahr hat die Musikerin nach längerer, nun ja, Absence zwei neue Singles veröffentlicht: "New Life" und "The Bell".  Zwischenzeitlich erschienen 2018 lediglich eine EP. Das neue Werk The Gaze wird am 13. April 2022 veröffentlicht.

Kumisolo

Hinter Kumisolo verbirgt sich die japanische Pop-Künstlerin Kumi Okamoto, die mittlerweile wohnhaft in Paris ist und sowieso auf Französisch singt. Passenderweise ist sie bei dem Label Kitsuné unter Vertrag, das ebenfalls eine japanisch-französische Kooperation von Gildas Loaëc und Masaya Kuroki ist. Übersetzt bedeutet Kitsuné übrigens "Fuchs" - jetzt dreh aber nicht durch, wenn du beim Japaner mal eine Kitsuné-Suppe auf dem Menü siehst, dort ist nämlich lediglich Tofu drin (man sagt, dass Tofu das Lieblingsgericht des Fuchses ist, daher also der Name).

Vor ihrer Solo-Karriere war Kumisolo Teil des Girl-Pop-Trios The Konki Duet und des japanischen, frankophilen Duos Crazy Curl. 2009 veröffentlichte sie ihr erstes Solo-Album Intro, 2012 folgte Coeur frag und 2013 die EP La Femme Japonaise. Zuletzt erschien das Album Kabuki femme fatale (2017). Aber auch kochen kann die Musikerin scheinbar recht gut. Hier kannst du beispielsweise von Kumisolo lernen, wie man Reisburger herstellt:


チーナ

ピアノヴォーカル、ヴァイオリン、コントラバス、ギター兼マイクロコルグ、
ドラムの5人から成る独特の個性を放つグループ。
ポップス/クラシック/ロック/オーガニックといった要素を自由に操り
オーケストラルな音が印象的で唯一無二の境地に達している。
ア コースティックな楽器編成だが枠にとらわれずダイナミックなサウンドから
繊細な表現まで多様な演奏を得意とし、変幻自在かつ緻密な音楽性で
独特な視点で捉えた歌詞やメロディーが特徴。
ライブパフォーマンスもパワフルでハッピーでポップで「チーナ」の音楽世界
を表現している。
2012年7月に発売されたアルバム「GRANVILLE」に収録されている
「アンドロイド」がヒューマントラストシネマ渋谷ほか全国公開された映画
『まだ、人間』の主題歌にも抜擢される等注目を集める。
2013年5月にはmouse on the keys、きのこ帝国等とカナダツアーを行い
チケットはソールドアウト。
今後海外での活動も視野に入れている
Das war: Japanisch. Weil wir aber keine Ärsche sind, kommt jetzt nochmal der Versuch einer Übersetzung. Also. チーナ, das eigentlich gar nichts bedeutet, aber Chi-na ausgesprochen wird (es steht nicht für das Land!), haben anscheinend gar keine Lust, international berühmt zu werden. Da einfach jede Biographie, die man so im Internet findet, auf Japanisch ist. Das Quintett bietet Klavier, (etwas schrägen) Gesang, Geige, Gitarre und Kontrabass in einer etwas irren Beziehung zueinander. So, dass der Klang von チーナ uns an eine Fusion aus Anime-Intro und Einar Stray Orchestra erinnert.
2007 haben die fünf ihre erste, selbstbetitelte EP veröffentlicht. Sonst gibt es vier mehr oder wenige lange Alben zu hören, das letzte, Hey bon, erschien 2021.

United Future Organization

Mit der United Future Organization gibt es etwas japanischen Jazz, beziehungsweise Acid-Jazz, bei dem teilweise auch auf Französisch gesungen wird, auf die Öhrchen. Gegründet wurde U.F.O. 1990 von Tadashi Yabe, Toshio Matsuura und dem Franzosen Raphael Sebbag. 2002 ist Toshio Matsuura allerdings ausgestiegen - von nun an machten Tadashi und Raphael unter dem ausgeschriebenen Bandnamen United Future Organization weiter. Mittlerweile haben aber auch die sich scheinbar getrennt - 2006 erschienen ihre letzten Alben UFOs For Real Sce 1, 2 & 3, zudem ist ihre Webseite offline.

Yomeiri Land

Nope, keine Ahnung. Yomeiri Land haben weder eine Webseite, noch Facebook, sie sind nicht auf Spotify zu finden und veröffentlichen gerade mal auf Soundcloud alle paar Zeiten einen neuen Track. Bei der Gruppe handelt es sich augenscheinlich um ein Elektro-Rap-Quartett, das ziemlich abgefahrenes Zeug veröffentlicht - ganz so, wie man eigentlich die japanische Musikszene einschätzen könnte, wenn man sich nicht mit der Vielfältigkeit befasst hat. Ihr Track "郊外の憂鬱" (bedeutet sowas wie "Melancholie der Vorstädte") sticht als entspannter HipHop-Elektro-Track hervor, weil er eher die Klangausnahme ist. Die bekannteste Single "Now Loading..." trifft dagegen voll ins typische Klangbild der Band. Falls du mitsingen willst, hier ein kleiner Auszug der Lyrics, damit du eine ungefähre Ahnung hast, worum es in dem Track geht:
la la la, was ist in Ordnung, wenn Tag wie diesem
Nicht schlecht, das ist auch Aber du weißt,
Es muss Liebe in diesem Gefühl ernsthaft
Yanase schwitzen Takashi 

Es gibt nur eine Toilette und Wechsel zwischen dem Bahnhof und dem Haus
Nichts zu freuen gibt es nicht nur ein Haus und ein Lebensmittelgeschäft
Nicht so sehr der letzte Zug ziemlich schnell Zug
Leiden, das nicht aus Shibuya 23.58 sein,
Mehr Spaß in der i-Telefon
Doppeltippen Sie ... in Instagram
Wird nicht aktualisiert, mehr wirklich ist es noch nicht einmal angekommen schauen, wie
Yokohama-Linie mit Erleichterung jeder müde Nacht markiert
Plötzlich steigen beseitigen Bevölkerungsdichte in städtischen Falten Vororten.
Yanase schwitzen Takashi und es gibt nur eine Toilette - da weißte Bescheid. Den Ohrwurm werden wir wohl nie mehr los.


Kidori Kidori

Gegründet hat sich das Rock-Pop-Trio 2008 - damals waren die Jungs allerdings noch zu viert, allerdings hat sich der Bassist Nnuu mittlerweile von der Band getrennt. Dafür haben Kidori Kidori zwei Schlagzeuger - sofern wir ihrer kryptischen Selbstbeschreibung trauen können. Über ihren Klang schreibt die Band:
"It's hard to explain that what kind of music we play. Please listen first, then you decide it."
Einige ihrer Veröffentlichungen haben spanische Titel, wie etwa El Negro, La Primera und El Urbano. Warum? Keine Ahnung. Aber wenn die Band genauso drauf ist wie wir, nur umgekehrt, und große Fans von Google Translate ist, haben sie sich eventuell einfach verklickt und statt "English" "Espanol" ausgewählt. Ihre Biographie liefert zumindest keine andere Begründung.

Ryuichi Sakamoto

Natürlich können wir keinen Beitrag über Musik aus Japan schreiben und dabei Klassik außen vor lassen. Eines der absoluten japanischen Pianotalente ist der 70-jährige Ryuichi Sakamoto. Zu Schulzeiten hat sich der Musiker noch eher in Jazz-Gefilden bewegt, in den 70er-Jahren schwenkte er dann gemeinsam mit Haruomi Hosono und Yukihiro Takahashi in eine elektronische Richtung und gründete die Band Yellow Magic Orchestra, die man mit Kraftwerk aus Deutschland vergleichen könnte. Von 1979 bis 2011 veröffentlichte die Gruppe zwölf Alben. Währenddessen war Ryuichi Sakamoto allerdings auch schon ganz gut solo unterwegs: Im selben Zeitraum veröffentlichte er 22 Alben alleine.

Als ob so zwei Bandprojekte nebenher nicht reichen würden, hat Ryuichi Sakamoto außerdem noch an wahnsinnig vielen Film-Soundtracks gearbeitet. Ein paar namhafte und relevante Meisterwerke sind beispielsweise Femme Fatale, Silk, Wilde Side und Miez und Mops - zwei tierische Freunde. Zusammen mit David Byrne (Talking Heads) entwarf er den Soundtrack für Der letzte Kaiser. Für Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence machte er nicht nur die Musik, sondern spielte neben David Bowie sogar noch eine Hauptrolle. Sehr faszinierend, dieser Tausendsassa!



Playlist: Alternative Musik aus Japan

Neben dieser kleinen Auswahl hat die japanische Musikszene natürlich noch viel mehr zu bieten. In unserer Playlist kannst du noch mehr Musiker*innen entdecken:



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