Wie wird man eigentlich Butler oder Butleresse?

Wie wird man eigentlich Butler oder Butleresse?

Amelie Schmidt von der Butlerschule im Interview

Butler und Butleressen bügeln Zeitung, tragen weiße Handschuhe und lesen jeden Wunsch von den Augen ab. Welche Klischees stimmen und was man an einer Butlerschule lernt, erzählt Amelie Schmidt.

Stets zu Ihren Diensten!

Zuvorkommend, aber am besten immer diskret. So stellen wir uns den perfekten Butler, beziehungsweise die perfekte Butleresse – so das weibliche Pendant – vor. Vor allem in Filmen kommen sie oft vor, wie zum Beispiel bei James Bond oder der alljährlichen Silvestertradition Dinner for One. Aber es gibt auch im echten Leben Menschen, die sich einen Butler leisten. Ausgebildet werden sie zum Beispiel in der Butlerschule Edumondi in Stade in Niedersachsen. Es ist die einzig anerkannte Butlerschule Deutschlands. Amelie Schmidt hat sie mit ihrem Vater Jörg Schmidt – der selbst Butlererfahrung in Adelsfamilien hat – mitgegründet. Im Interview erzählt sie egoFM Moderator Max, wie eine Butlerausbildung so aussieht und ob automatisch alle Butler und Butleressen unterwürfig sind.

Amelie Schmidt im Interview

Sechs Wochen dauert die Ausbildung an der Butlerschule Edumondi. Günstig ist sie nicht. Zwischen acht und 14 Tausend Euro kostet sie. Dafür, erzählt Amelie, lernt man alles, was ein Butler oder eine Butleresse können muss und verdient danach auch gut, manchmal sogar sehr gut. Zwischen 3.500 und 10.000 Euro oder mehr erstreckt sich das Gehalt, je nach Erfahrung und Arbeitgeber*in.
"In unserer Ausbildung haben wir acht große Themenblöcke, darunter Etikette, Kommunikation, Hauswirtschaft und Haushaltsmanagement, soweit in der Theorie. Ich glaube persönlich, die Aufgabe des Butlers besteht im Kern darin, den Überblick über das ganze Geschehen des Aufgabenbereichs zu haben, es zu koordinieren und gewissenhaft, diskret und vor allem proaktiv den Wünschen und Bedürfnissen des Auftraggebers nachzukommen." – Amelie Schmidt


Wer wird heute noch Butler oder Butleresse?

Wer sich so eine Ausbildung leistet, ist ganz unterschiedlich, meint Amelie. Aus ihrer Erfahrung heraus sind es aber viele Quereinsteiger*innen, die sich umorientieren möchten. Viele von ihnen sind sehr dienstleistungsorientiert. Der Bildungshintergrund spielt dabei weniger eine Rolle, stattdessen eher das Engagement, der Wille und die Disziplin. Sechs von zehn Personen, die die Ausbildung machen, sind übrigens weiblich. Auf die Frage, ob Butler oder Butleressen automatisch devot sind, antwortet Amelie Folgendes:
"Ich würde gar nicht mal sagen, dass diese Menschen devot sind, sondern sehr mutig. Also ich beispielsweise würde mich schwer tun, ständig meine Bedürfnisse auch etwas zurückzustellen und servieren, und das Dienen ja etwas unterwürfig, aber nur nach außen hin, denn es geht darum, diesen Schein nach außen zu wahren, diese glamouröse Welt für den Arbeitgeber. Im Hintergrund ist der Butler aber eine Führungsposition ja auch, also er hat diverse andere Arbeitnehmer unter sich, Gärtner, Koch, Chauffeur, die er alle koordinieren muss. Und da muss er ja auch wieder sehr selbstbewusst auftreten." – Amelie Schmidt
  • Wie wird man eigentlich Butler oder Butleresse?
    Das komplette Gespräch zum Anhören

Die Grenzen des Butlers und der Butleresse

Auch wenn es die Aufgabe ist, als Butler oder Butleresse stets eine Hilfe zu sein, gleichzeitig aber auch diskret zu sein, gibt es dennoch Grenzen.
"Natürlich möchten wir die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden in den Fokus stellen, in den Mittelpunkt. Aber wir thematisieren auch ganz klar die Grenzen, die es gibt von beiden Seiten. Themen wie körperliche Nähe oder weitere, da muss man auch als Butler nicht alles mitmachen, da kann man auch eine Grenze setzen." – Amelie Schmidt




Dienstleistung, Service, Kundschaft – in unserer Themenwoche findest du hier noch ähnliche Beiträge und Artikel.

Design ❤ Agentur zwetschke