Das Eurosonic Noorderslag Festival 2019

Das Eurosonic Noorderslag Festival 2019

Die spannendsten Künstler*innen

Auch dieses Jahr könnten wir wieder Tausende von Worten über das unglaublich gute Line Up vom ESNS Festival verlieren - wir versuchen uns aber kurz zu halten und einfach eine Playlist für sich sprechen zu lassen.

Vom 15. bis 18. Januar findet in Groningen (in den Niederlanden) wieder Europas größtes Festival zum Musikentdecken statt - das Eurosonic Noorderslag.

Hunderte von (noch eher unbekannten) Bands finden sich dafür in der beschaulichen Studentenstadt ein, um ihre Musik einer breiten Masse an musikaffinen Menschen zu präsentieren. Zugegeben: Darunter ist ein riesiger Anteil an Leuten aus dem Business, also Konzert- und Festivalveranstalter, Labelfritzen und Medienleute, was aber nicht heißt, dass das Festival nicht auch was für den normalen #MusicLover wäre. Ganz im Gegenteil. Der hat nämlich beim Eurosonic Noorderslag die Chance, ganz entspannt die Bands live zu erleben, die im laufenden Jahr die Töne angeben werden - anders als die Delegierten, die von Act zu Act hetzen um so viel wie möglich kurz aufnehmen zu können.

Es ist aber auch wirklich schwer, beim ESNS kein Festival-Burn Out zu erleiden.

Seit 1986 beweisen die Veranstalter nämlich Jahr für Jahr, wirklich Profis in Sachen Newcomer-Findung zu sein. Dementsprechend stressig ist es, sich einen Überblick über die 300 Bands und Musiker*innen zu verschaffen - wir haben's trotzdem gewagt und sind dabei... mal wieder ein bisschen zu sehr ins Schwärmen geraten...

Hervorzuheben ist: Frauen regulieren dieses Jahr das ESNS.

Ja wirklich, die männlichen Stimmen kacken im Vergleich zum fantastisch hohen Frauenanteil in der Playlist ab. Dementsprechend hat kein Festival dieses Jahr den Joker à la "Ja sorry, konnten kein gleichberechtigtes Line Up kreieren, weil es ja nicht genug Musikerinnen gibt" frei (hast du gehört, Hurricane Festival?).

Jetzt haben wir aber auch schon wieder viel zu viel erzählt - kommen wir zur Musik.

Diese Acts vom ESNS 2019 solltest du auf dem Radar haben

Wie schon gesagt, sich mit dem Line Up vom Eurosonic Noorderslag Festival zu befassen findet immer dasselbe Ende: es artet aus. Daher fassen wir die 90 Künstler*innen aus unserer ESNS-Playlist, die wir rausgesucht haben, einmal nur kurz zusammen...

Exporte aus Österreich

At Pavillon aus Österreich veröffentlichen offiziell zwar erst seit 2018 Musik, klingen aber so, als ob sie's schon mindestens seit Beginn der 10er Jahre machen - Pop-Rock mit Drive, der auch den ein oder anderen politischen Hieb birgt. Ebenfalls aus Österreich ist die Singer/ Songwriterin AVEC, die uns schon mit der ein oder anderen zart gehauchten Ballade das Herz zerrissen hat, nach und nach aber auch bewiesen hat, dass hinter ihrer sensitiven Fassade eine hüftmotivierende Folk-Sängerin steckt. Naked Cameo möchte man beim ersten Anhören sofort auf die britische Insel verorten. Schwankend zwischen Electronica, R'n'B und (Brit-) Pop macht sich das Quartett instant breit in den Gehörgängen, woraus sich ihr Klang nicht allzu schnell verabschiedet. Das Debütalbum hat übrigens Marco Kleebauer produziert, der Mitglied einer unserer anderen österreichischen Lieblingsbands ist: Leyya!

Auch Mavi Phoenix ist dieses Jahr am Start beim ESNS - wieder. Das Debüt feierte die Österreicherin nämlich schon letztes Jahr. Mavi Phoenix gilt (unserer Meinung nach) als einzige Künstlerin, die auch 2019 noch AutoTune benutzen kann ohne dabei wie ein lächerlicher Jüngling mit Fünfern im Zeugnis als Zeichen von Disrespect und Fuck It-Attitüde zu wirken. Ernsthaft: gibt es überhaupt noch einen Typen, den man damit ernst nehmen kann?

Ze Germans

Insgesamt 19 Acts aus Deutschland haben es 2019 aufs Line Up vom ESNS geschafft. Mit dabei zum Beispiel: unsere Lokalhelden Haerts, die Rockerin Ilgen-Nur, die Garage-Rockerinnen Gurr, die abgedrehten Sea Moya, der Pianist Niklas Paschburg, Jungstötter (der ehemalige SIZARR Frontmann, der seit Mitte 2018 solo unterwegs ist) und Amilli (erinnert an AlunaGeorge und wirkt so überhaupt wie eine Künstlerin aus Deutschland. Wir sagen ja: 2019 steht ihr Großes bevor!).
Als quasi German, also zumindest Wahl-German kann man noch die Synth-Popper Say Yes Dog bezeichnen. Eigentlich kommt das Trio aus Luxembourg, leben tun sie allerdings schon seit geraumer Zeit in Berlin. Übrigens: Say Yes Dog treten nicht nur beim ESNS auf, sondern auch beim egoFM fest!

Die besten Bandnamen

...die auch noch richtig gute Musik machen - soll ja so Bands geben, die sich nur durch ersteres auszeichnen. Nicht aber Weed & Dolphins aus Belarus. Wie einen Weed Flash mit Delfinfantasien kannst du dir übrigens auch deren Musik vorstellen! Auch gut und die exakte Beschreibung eines To Dos auf der Bucket List: Naked Cameo.

Alte Hasen aus dem egoFM Programm

Jährlichen tritt so eine Hand voll Künstler beim Eurosonic Noorderslag auf, über die wir uns wundern: Sind die nicht eigentlich schon viel zu groß? 2019 sind dies zum Beispiel der britische Elektro-Frickler Elderbrook, die niederländische Soul-Größe Kovacs, der französische Elektro-Popper L'Impératrice und die dänischen Melancholiker Klangstof.

Die Piano Fraktion

Dieses Jahr wirklich relativ häufig vertreten: Klavierspieler*innen! Wir stellen vor: Niklas Paschburg, Federico Albanese, Lisa Morgenstern, Annelie, Hugar, Pieter de Graaf und Nico Casal. Merk dir die für dein nächstes Sonntagsfrühstück, wenn du wegen eines räudigen Katers ein bisschen Intellektualität fürs ego benötigst.

Disco, Disco

Zieh dir unbedingt Tversky und Free Love an, wenn du wissen willst, wie tanzbar das diesjährige ESNS ist.

Und HipHop?

Wird auch geboten! Zum Beispiel von Octavian, der auch schon mal mit dem Hype-Schmied Mura Masa zusammen gearbeitet hat, blackwave. (der Punkt gehört zum Namen) und - oooh, eine besondere Perle - den Iren Kojaque, der es tatsächlich schafft, an Mike Skinners The Streets zu erinnern. 

Aus der Reihe "Sooooooo schööööööön"

Ach, immer diese Akustik-Gitarrist*innen oder zart hauchenden Vokalist*innen - auch von denen hat das ESNS heuer einige in petto. Zum Beispiel Hildur (die ein bisschen wie Aurora klingt), Plàsi, ViVii, Anna Leone (soooo viele Emotionen, auuuuuu), Sarah Klang, Eerie Wanda (eignet sich nicht nur zum - haaaaach - Träumen, sondern auch zum Walzer tanzen durch den Wald mit ganz vielen magischen Elfen und glitzernden Häschen). 
Besonders warm ums Herz wird es mit den Soulist*innen Feng Suave, Jeangu Macrooy und Donna Blue - die erinnert von der Anmutung an eine soulige Fusion aus Balthazar und SOKO und wirkt obendrauf noch ziemlich schick. Also wie Musik, die man gerne mal beim ersten Date auflegt um einen guten Eindruck zu schinden.

Power Stufe Fünf

Für innere Kraft musst du nicht zwingend fünf Meditations-Tutorials auf YouTube anschauen - du kannst dir auch einfach die passende Musik anhören. Zum Beispiel von Nona, RONDÉ, CRIMER, Delaporte, Flèche Love oder The Holy.

Für dein kaltes, düsteres Herz

Die Antwort auf dieses Belangen ist meistens: New Wave! Zum Glück wird das nie out sein, daher gibt es auch 2019 beim ESNS einige Künstler, die sich der dunklen Seite des Pop zugewandt haben. Zum beispiel Autumnist, der Franzose Rendez Vous, Whispering Sons und Moteris aus Litauen.
Someone kann man zwar absolut nicht als New Wave kategorisieren, passt dennoch in die Düsterkeitsrubrik und ist oben drauf noch super eindringlich. Mindestens genauso klangschwer ist Hilary Woods, die mit ihrer Musik leicht Assoziationen mit Agnes Obel oder Fever Ray erweckt.

Nicht so ganz aber dann doch irgendwie passt die Künstlerin Girl in Red unter diese Überschrift - die schafft es nämlich wie kaum jemand, eine lyrische Sommerdepression in ein klangliches Blumenkleid zu stecken.

Ach, und übrigens...

Diejenigen, die 2013 noch nicht genug von Elektroswing bekommen haben, sollten sich mit Mydy Rabycad aus Tschechien genauer befassen - deren Klang hat die ähnliche Anmutung und Wirkung wie Elektroswing und hat so ziemlich die gleiche Nebenwirkung: irgendwann musst du halt mitmachen und die Hüftchen schwingen. Einen Eindruck hinterlassen auch die Lazer Viking & Sabrehart - irgendwas wirkt an der Stimme des Künstlern merkwürdig, gekünstelt. Der Klang an sich ist allerdings so catchy, dass wir die Band aus Tschechien nicht vorenthalten können. Vielleicht war's auch das übersexuelle Video zu "A Real Keeper" das uns überzeugt hat.
Besondere Lieblinge sind auch Juniore aus Frankreich. Wenn du Fan von French Pop aus den 60ern bist, ist das Trio genau dein Ding!

Trotz schmuddeligen Saxophons haben Kita Menari aus den Niederlanden in die Playlist geschafft! Besonders skurril, aber unbedingt nötig in der Playlist sind Hyperculte - die kombinieren Spoken Word auf Französisch mit ein paar Jazz-Elementen... was kann dabei schon schief gehen! Hervorzuheben sind auch Belako - die trauen sich an ein Cover von Sinnerman und scheitern kein bisschen.
Ein richtig wertvolles Fundstück im Line Up des ESNS 2019 ist schließlich auch Laura Misch. Klar, Schwester vom britischen Übertalent Tom Misch, aber auch ohne ihn eine Künstlerin, die man unbedingt auf dem Schirm haben können. Sie selbst ist nämlich auch Multiinstrumentalistin, Produzentin und Singer/Songwriterin in einem.



Alle Künstler*innen in einer Playlist






Ein kleines Salut auf die, die nicht in der Playlist sind...

...aber dennoch irgendwie erwähnenswert sind. Auf merkwürdige Art und Weise faszinierend ist zum Beispiel die Band Hatari aus Island und zwar wegen ihrer verspult düsteren Mischung aus 8bit-Pop, Falcophilie und New Wave. In ein ähnliches Genre-Gefilde lässt sich Die Wilde Jagd stecken, nur dass die eben nicht isländisch, sondern deutsch singen. Obwohl wir die aufrichtig schätzen, konnten wir uns nicht vorstellen, mehr als zwei Songs hintereinander anhören zu können.
Aufhorchen sollten ansonsten noch ASMR-Groupies bei den Italienern Tomat Petrella - viel Geklacker fürs Kopfkribbeln wird geboten!  Wenn du auf dreckig poppigen, gleichzeitig düsteren Synth-Sound aus Frankreich stehst, dann schreib dir definitiv mal La Fraicheur auf. Ein Song gibt dir Futter für mindestens drei Tage raven.
Fieh ist aus dem simplen Grund nicht in der Playlist, weil sie noch nichts auf Spotify hochgeladen hat. Schade Schokolade.

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