Worum es in "Money, Money, Money" geht

Worum es in "Money, Money, Money" geht

Songs und ihre Hintergründe

Von  Anna Taylor
Ein catchy Song mit einem... fragwürdigen Inhalt.

Der Ohrwurm #01 beim Geldabheben

Wer steht nicht "Money, Money, Money" summend vorm Automaten, während die Maschine dazu munter rattert, um kurz darauf ein paar bunte Scheinchen auszuspucken? Allerdings ist ABBAs "Money, Money, Money" ein Song, dessen Inhalt gar nicht mal so unproblematisch ist. Vorausgesetzt wir nehmen an, dass er nicht völlig, absolut, zu hundert Prozent ironisch ist...

Ein Mann fürs Geld?

"In meinen Träumen hege ich einen Plan: Wenn ich mir einen wohlhabenden Mann besorge, müsste ich überhaupt nicht arbeiten. Ich würde herumalbern und Spaß haben" - aus dem Songtext von "Money, Money, Money" übersetzt

Dass die Person reich werden will, soll hier gar nicht verurteilt werden. Immerhin ist der Traum verständlich, erst recht wenn man mit enormen Geldproblemen zu kämpfen hat. Was hier aufstößt ist, dass sie als Frau zunächst denkt, die beste Möglichkeit an Geld zu kommen wäre es, einen reichen Mann zu finden und sich an ihn zu binden.
Wie sie zu diesem Gedanken kam? Weil sie möglicherweise bereits Opfer des patriarchalen Wirtschaftssystems ist (Gender Pay Gap, Arbeit im Niedriglohnsektor,...) und es ihr als Frau vergleichbar schwerer fällt, mit vielen Jobs ein relativ gutes Gehalt gezahlt zu bekommen.

"Ich arbeite die ganze Nacht, ich arbeite den ganzen Tag um die Rechnungen zu bezahlen, die ich bezahlen muss. Ist es nicht traurig? Und trotzdem scheint nie ein einziger Cent für mich übrig bleiben. Das ist sehr schade."

Oder vielleicht doch besser um Reichtum zocken?

Hinzu kommt, dass die Ich-Erzählerin nicht nur einem üblen Klischee hinterhereifert, sondern sich auch in Selbstmitleid suhlt und kaum Selbstbewusstsein zu haben scheint. Die Person macht sich selbst also fertig, weil sie denkt, ein reicher Mann hätte sicherlich eh kein Interesse an ihr. Das macht sie unglücklich. Das ist problematisch, weil es den hartnäckigen Aberglauben unterstützt , die eigene Existenz hätte nur einen Wert, wenn dieser auch von einer anderen Person anerkannt wird.

"So ein Mann ist schwer zu finden, aber ich bekomme ihn nicht aus dem Kopf. Ist das nicht traurig? Und wenn er frei wäre - ich wette, er würde mich nicht mögen. Das ist sehr schade. Also muss ich gehen, ich muss gehen! Nach Las Vegas oder Monaco und beim Zocken ein Vermögen gewinnen. Mein Leben würde nie mehr dasselbe sein"

Geld ist Glück?

Selbst wenn man Verständnis für den Geldwunsch der Frau hat: Die Annahme, dass absoluter Reichtum zu purem Glück führt, ist absolut fragwürdig - das wissen wir mittlerweile doch besser! Kein Geld zu haben ist kacke, klar, und zumindest so viel zu haben, dass man sich hin und wieder mal was gönnen kann, ist cool. Aber Unmengen davon zu haben macht nicht automatisch glücklich, wenn man es vorher auch schon nicht war. Die Songzeilen wirken daher geradezu lächerlich naiv:

"Geld Geld Geld - Es ist immer sonnig in der Welt der reichen Männer"

Catchiness schlägt fragwürdige Botschaft

Es ist der eingängige Chorus, der eher zum Mitsingen als zum Nachdenken animiert, dass man die fragwürdigen Wünsche und Meinungen der Ich-Erzählerin einfach so hinnimmt, beziehungsweise gar nicht mal als jene enttarnt. 

Da nehmen wir uns lieber ein Beispiel an Cher:

"My mom said to me: 'You know sweetheart, one day you should settle down and marry a rich man'. And I said: 'Mom, I am a rich man'" - Cher


Eigentlich waren auch Agnetha und Anni-Frid very rich men.

Bereits vor dem Release von "Money, Money, Money" (1976) konnten ABBA riesige (finanzielle) Erfolge mit Song wie "Waterloo" (1974), "Mamma Mia" (1975), "Fernando" (1976) und "Dancing Queen" (1976) feiern und bereits bestens wissen, wie es sich in der "rich man's world" so lebt. Sie feierten Champagner Partys und präsentierten sich in teuren Pelzen. Aus eigener Erfahrung hat der Songwriter Björn also nicht gesungen (logisch, zumal er auch keine Frau ist). Zudem waren ABBA selfmade Millionär*innen. Das macht es irgendwie umso trauriger, das in einem der berühmtesten Songs der Musikgeschichte, so ein dämliches Klischee erzählt wird. Sollte der Song jetzt verboten werden? Quatsch mal nicht. Als ob wir jemals nicht automatisch einen Ohrwurm bekommen könnten, wenn in entferntester Weise über Geld gesprochen oder daran gedacht wird. Im Kampf gegen das Klischee hilft es bereits, die Lyrics zu kennen und um ihre Problematik Bescheid zu wissen.




Die Lyrics: ABBA - "Money, Money, Money"

I work all night I work all day
To pay the bills I have to pay
Ain't it sad?
And still there never seems to be
A single penny left for me
That's too bad

In my dreams I have a plan
If I got me a wealthy man
I wouldn't have to work at all
I'd fool around and have a ball

Money, money, money
Must be funny
In the rich man's world
Money, money, money
Always sunny
In the rich man's world

Ah, all the things I could do
If I had a little money
It's a rich man's world
It's a rich man's world

A man like that is hard to find
But I can't get him off my mind
Ain't it sad?
And if he happens to be free
I bet he wouldn't fancy me
That's too bad

So I must leave, I'll have to go
To Las Vegas or Monaco
And win a fortune in a game
My life would never be the same

Money, money, money
Must be funny
In the rich man's world
Money, money, money
Always sunny
In the rich man's world

Ah, all the things I could do
If I had a little money
It's a rich man's world

Money, money, money
Must be funny
In the rich man's world
Money, money, money
Always sunny
In the rich man's world

Ah, all the things I could do
If I had a little money
It's a rich man's world

It's a rich man's world

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