"Chestfeeding" statt "breastfeeding"

"Chestfeeding" statt "breastfeeding"

Ein Krankenhaus macht seine Kommunikation LGBTQ+ freundlicher

Von  Anne Walzog
Ein britisches Krankenhaus setzt als erstes neue Begriffe durch, um Diskriminierung durch Sprache zu vermeiden.

Toleranz beginnt bei der Sprache

Andere Worte zu finden, ist - wenn wir uns es genau überlegen - eigentlich kein großer Act. Für Menschen aus der LGBTQ+-Community kann es einen riesigen Unterschied machen.

Ein Krankenhaus in Brighton hat als eines der ersten nun einen Leitfaden veröffentlicht, um die Sprache im Krankenhausalltag anzupassen.


Damit soll verhindert werden, das Mitarbeiter*innen ungewollt andere durch Sprache diskriminieren. Die neue "Sprache" (a.k.a. ein paar alternative Begriffe im Krankenhausalltag) soll vorerst in der Schwangeren- und Elternberatung genutzt werden. So soll sichergestellt werden, dass sich beispielsweise transgender Personen nicht emotional von Gesprächen ausgeschlossen fühlen, wenn eine geschlechtsspezifische Sprache verwendet wird. Der Leitfaden ist genau das - ein Leitfaden, keine Pflicht. Die Mitarbeiter*innen können selbst entscheiden, wann sie die neuen Wörter benutzen.


Wie genau kann man sich diese Sprache vorstellen?

Beispielsweise werden die Begriffe "woman" und "father" von Wörtern wie "parent", "co-parent" oder "second biological parent" abgelöst. Außerdem werden diese Begriffe im Leitfaden vorgestellt:

breastfeeding chestfeeding
breastmilk human milk oder chest milk
maternal und maternity parental
mother birthing parent
Auf der Seite des Krankenhauses heißt es dazu weiter:
"Women are frequently disadvantaged in healthcare, as are trans and non-binary people… by continuing to use the term 'woman' we commit to working on addressing health inequalities for all who use our services, [...] We want everybody who uses our services to see themselves reflected in the language that we use." - Brighton and Sussex University Hospitals 

Auch auf der Webseite des Krankenhauses sollen in Zukunft vermehrt die neuen Begriffe verwendet werden.

Überflüssiger Kleinkram?

Es dauerte nicht lange, bis sich unter den ganzen Applaus zur Ankündigung auch Kritik mischte. Fragen nach den Kosten der Umstellung kamen auf, sowie Vorwürfe, dass die neue Sprache Misogynie steigern oder Frauen "auslöschen" würde. Und natürlich, dass das Ganze absolut unnötig sei.

Aber wie schon oben angemerkt: Wörter wie "Mutter" und "Vater" werden nicht komplett aus dem Vokabular des Krankenhauses gestrichen und das ganze ist "nur" ein Leitfaden. Zudem sollten Kritiker*innen auch mal an die denken, für die ein einfaches Wort den Unterschied macht. Brighton hat einen der höchsten Bevölkerungsanteile homosexueller Personen in Großbritannien und wird (neben London) aus als "Gay-Capital UK" bezeichnet. Hoffen wir, dass auch andere dem Beispiel des Brighton and Sussex University Hospitals folgen werden - Regenbogenfamilien gibt's schließlich überall.



Übrigens haben wir im Rahmen der Pride Week bei egoFM mit verschiedenen Regenbogenfamilien gesprochen, die über gleichgeschlechtliche Elternschaft und die Herausforderungen erzählt haben.

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